Verfassungsschutz warnt Zahl der Salafisten in NRW steigt auf 1000

Düsseldorf · Dien Behörden sind alarmiert: Die Zahl der Salafisten in Nordrhein-Westfalen ist nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes in den letzten Monaten sprunghaft angestiegen.

Fakten zum Salafismus in Deutschland
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Foto: afp, FETHI BELAID

Je intensiver die islamistische Szene von den Sicherheitsbehörden beobachtet werde, desto mehr Anhänger würden registriert, erklärte der Leiter des NRW-Verfassungsschutzes, Burkhard Freier, am Donnerstag im Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags.

Der letzte Verfassungsschutzbericht war von 500 Salafisten in NRW ausgegangen. "Diese Zahl wird sich bis zum Jahresende wohl auf tausend verdoppelt haben", erklärte Freier. Die nordrhein-westfälischen Hochburgen der Islamisten seien derzeit im Ruhrgebiet und in Wuppertal.

Verfassungsschutz-Chef Freier erklärte, mit ihrem "einfachen Weltbild" übten salafistische Prediger auch auf deutsche Jugendliche, die keinen familiären Halt hätten, eine große Faszination aus. Der enorme Zuwachs dieser Szene basiere nicht zuletzt auf zahlreichen Konvertiten. Ganz gezielt würden Salafisten aus Deutschland auch für islamistische Trainings-Camps Al-Qaida-naher Terroristen angeworben. Diese geschehe über Predigten in Moscheen, Seminare in geschlossenen Räumen oder über das Internet, berichtete Freier. Die Präsenz der islamistischen Szene im Internet nehme massiv zu, obwohl zwischenzeitlich Websites der Salafisten serienweise von den Behörden gesperrt worden seien.

Der Salafismus ist eine islamisch-fundamentalistische Strömung. Ihr Vorbild sind die "Vorfahren", arabisch "salaf", womit die ersten drei Generationen von Muslimen gemeint sind. Sie lebten nach Ansicht der Salafisten den "reinen Islam" der Frühzeit während und kurz nach den Offenbarungen Mohammeds. Die extremistische Gruppe strebt einen Gottesstaat an. Ein Teil der Salafisten ist zwar gegen Gewalt zur Durchsetzung dieses Ziels, allerdings existiert ein dschihadistischer Flügel mit Verbindungen zur Terrorszene.

Nach den Feststellungen des Verfassungsschutzes finanzieren die Salafisten in NRW ihre Arbeit vor allem über Spenden ihrer Mitglieder und deren Umfeld. Zudem gebe es aber auch Erkenntnisse, dass die Islamisten Gelder aus dem Ausland erhielten. Derzeit überprüften die Sicherheitsbehörden "Finanzbewegungen" in der Szene, um die Herkunft ausländischen Geldes zu klären, so Freier. Die Frage des SPD-Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel (Bochum), ob es Hinweise gebe, dass die jüngste Verteilaktion einer halben Million kostenloser Korane durch Salafisten über die saudi-arabische Botschaft in Berlin finanziert worden sei, ließ der NRW-Verfassungschef im Innenausschuss unbeantwortet.

(KNA)
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