Wetter-Extreme Zahl extremer Stürme nimmt weiter zu

Düsseldorf · Eine Serie kräftiger Gewitter hat am Wochenende Deutschland heimgesucht. Sturmböen, Starkregen und riesige Hagelkörner verursachten Millionenschäden, vier Menschen starben. Glaubt man Klimaforschern, wird die Zahl extremer Stürme erheblich zunehmen.

Juni 2012: Golfball-Hagel, Blitzschlag, Sturm über Deutschland
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Juni 2012: Golfball-Hagel, Blitzschlag, Sturm über Deutschland

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Deutschland hat ein heftiges Wochenende mit Sturmböen, Starkregen, Blitz und Donner und golfballgroßen Hagelkörnern hinter sich. Die traurige Bilanz des ersten Juli-Wochenendes: Vier Menschen starben, mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Allein auf einem Musikfestival in Sachsen wurden bei einem Blitzeinschlag 51 Menschen verletzt. Die Bahnstrecke in Norddeutschland ist nach umgestürzten Bäumen lahm gelegt.

In dieser Woche soll es weitere Unwetter geben, sagen Meteorologen. Ob die einzelnen aktuellen Wetter-Extreme unmittelbare Folge des Klimawandels sind, lässt sich wissenschaftlich kaum nachweisen. Doch das Gesamtbild deutet nach Ansicht von Meteorologen und Klimaforschern darauf hin, dass sie nur Vorbote einer Entwicklung sind, die bereits unaufhaltsam angelaufen ist.

Klimaforscher zeichnen düsteres Bild

Wetterforscher zeichnen bereits seit geraumer Zeit ein düsteres Bild, wenn es um die Langzeit-Veränderung des globalen Klimas geht. Sie gehen von einer dramatisch steigenden Zahl extremer Stürme bis zum Ende des Jahrhunderts aus.

Bisher wurde in der Regel über die zunehmende Erderwärmung, den steigenden Meeresspiegel und die abschmelzenden Gletscher gesprochen. Vom steigenden Meeresspiegel und Überschwemmungen besonders betroffen wären hierzulande wohl die niedrig gelegenen Regionen Norddeutschlands und die Flussnahen Gebiete.

Die jüngsten Ergebnisse von Meteorologen der Universität zu Köln und der Universität Reading sind indes weitreichender. Sie hatten Klimamodelle errechnet, wonach die heftigen Gewitter von diesem Wochenende nur der sanfte Anfang einer stürmischen Zukunft sind.

Golfstrom verändert sich

Hauptgrund ist nach Ansicht der Meteorologen der sich verändernde Golfstrom im Nordatlantik. Zudem nehme auch die Intensität von Tiefdruckgebieten über dem östlichen Nordatlantik und Europa in erheblichem Maße zu. Im Rahmen ihrer Studie wollen die Wissenschaftler zwischen beiden Phänomenen einen Zusammenhang erkannt haben.

In 22 Klimamodelln haben die Forscher die Zugbahnen von Tiefdruckgebieten simuliert, untersucht und verglichen. Sie kommen zu dem Schluss, dass sich der Verlauf der Tiefdruckgebiete durch die "thermohanile Zirkulation" des Nordatlantiks verschiebe. Mit "thermohaniler Zirkulation" wird die Eigenschaft des Meerwassers bezeichnet, aufgrund von Veränderungen der Temperatur Salzgehalt und Dichte zu verändern.

Immer mehr sturmträchtige Tiefs

Diese Zirkulation ist eine Kombination unterseeischer Strömungen, die alle Weltmeere verbindet. Eine der bekanntesten Strömungen ist der Golfstrom, der maßgeblich unser Klima beeinflusst. Die Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass sich die Strömung des Golfstroms entscheidend verlangsamt und die Entstehung sturmträchtiger Tiefs begünstigt wird.

Die Auswirkungen werden Europa, vor allem aber auch die Regionen der Nord- und Ostsee, unter anderem in Deutschland, treffen. Je schwächer die "thermohaline Zirkulation" ist, so argumentieren die Meteorologen, desto geringer ist auch die Zufuhr von warmem Oberflächenwasser in den nördlichen Teil des Nordatlantiks.

Zum einen nimmt das Nord-Süd-Gefälle in der Wasseroberflächen-Temperatur zu, zum anderen wird damit auch das Temperatur-Gefälle in der unteren Atmosphäre verändert. Die Folge: Das Potenzial für die Entwicklung extremer Stürme wird noch weiter steigen.

(nbe)
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