Krater in Kamen Zehn Häuser vom Einsturz bedroht

Dortmund · Die Risse gehen mitten durch ein Wohngebiet. Wegen eines Erdeinbruchs herrscht am Freitag Ausnahmezustand in Kamen-Methler (Kreis Unna). Bei Nieselregen sichern Feuerwehr und Technisches Hilfswerk (THW) das Gebiet rund um den Einbruch ab.

Kamen 2009: Bohrgerät verschwindet in Krater
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Kamen 2009: Bohrgerät verschwindet in Krater

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Nach Erdwärme-Bohrungen an einem Haus-Neubau war am Donnerstagabend die Erde eingesackt. Menschen kamen nicht zu Schaden. Bergbauschäden werden als Ursache des Kraters durch Feuerwehr und Stadt ausgeschlossen.

Ursache noch unklar

"Die Ursache des Einbruchs ist unklar", sagte der von der Stadt beauftragte Geologe Stephan Brauckmann. Möglich sei, dass der Boden anders als erwartet bis in tiefe Schichten aus Sand besteht. Zudem sei durch das Grundstück früher ein Bach verlaufen, was zu einer Destabilisierung des Erdreichs habe führen können. Probebohrungen zur Ermittlung der Ursache sollen noch bis Samstag andauern.

Durch den Einbruch entstand auf dem sandigen Boden unmittelbar neben der Haus-Baustelle ein rund zwölf Meter breites und etwa vier Meter tiefes Loch. Ein Geothermie-Tiefenbagger sackte dabei in das Erdloch. Auch Baugerüste stürzten zusammen.

An umliegenden Häusern zeigten sich Risse. Zudem bildeten sich mehrere Zentimeter breite Bodenfurchen, die sich immer weiter ausdehnten. Daraufhin wurden die Häuser vorsorglich geräumt, 46 Menschen waren zwischenzeitlich von der Sperrung betroffen und wurden zunächst anderweitig untergebracht.

Strom-, Gas- und Wasserzufuhr aus Sicherheitsgründen unterbrochen

Vorübergehend musste die Strom-, Gas- und Wasserzufuhr aus Sicherheitsgründen unterbrochen werden. Am Freitagmittag konnten bis auf ein altes Backstein-Haus alle Häuser wieder freigegeben werden.

"Wir wissen nur, dass wir nicht zurück ins Haus können", sagte Frank Neumann, Bewohner des weiter gesperrten Hauses. Er und seine Familie wurden von den Behörden in einem Hotel untergebracht. Am Donnerstagabend gegen 20.00 Uhr hatte Neumann mit anderen Anwohnern den Einsturz bemerkt und die Feuerwehr alarmiert.

Bergbau nicht schuld

Der Kamener Bürgermeister Hermann Hupe (SPD) betonte bei einem Besuch der Einbruchstelle, es handele sich "definitiv" nicht um einen durch den Bergbau verursachten Tagebruch. Nach Angaben der RAG Deutsche Steinkohle AG gab es in dem Gebiet keinen Bergbau.

Für die Bevölkerung bestehe keine akute Gefährdung, sagte Hupe. Der "Senkungsprozess" gehe zwar weiter, sei aber deutlich schwächer geworden, berichtete der Rathauschef der 45 000-Einwohner-Stadt im östlichen Ruhrgebiet.

Die Grünen im Landtag fordern unterdessen von der Landesregierung eine Untersuchung über den Grund für den Vorfall. "Es spricht sehr viel dafür, dass die in Kamen aufgetretenen Erdeinbrüche durch den Bergbau verursachte Tagesbrüche sind", sagte Grünen-Fraktionsvize Reiner Priggen.

Bisher gebe es "keinerlei Hinweise" auf einen Zusammenhang mit dem Bergbau, sagte hingegen ein Sprecher des NRW-Wirtschaftsministeriums. Man habe den Geologischen Dienst des Landes gebeten, die Ursachenermittlung in Kamen zu unterstützen.

2007 hatten sich Politik, Gewerkschaft und der Kohlekonzern RAG auf einen Bergbau-Ausstieg im Jahr 2018 geeinigt. Derzeit sind in NRW und im Saarland in sechs Zechen noch rund 27 000 Menschen im Steinkohle-Bergbau beschäftigt.

Umweltschützer und Bergbau-Gegner warnen seit Jahren vor "schwarzen Schächten" im Ruhrgebiet. Durch den Abbau der Steinkohle gebe es der Vergangenheit unwägbare Risiken auch in heutigen Wohngebieten. Im Jahr 2000 hatte es in Bochum-Wattenscheid einen spektakulären Einbruch geben. Im "Wattenscheider Loch" über einer alten Schachtanlage waren damals Garagen und Autos versunken.

In Kamen wurde für die Energieversorgung des im Bau befindlichen Wohnhauses mit Erdwärme bis zu einer Tiefe von 70 Meter gebohrt. Ursprünglich sollte bis zu 100 Meter tief gebohrt werden, um mit Erdwärme das anliegende Haus zu beheizen. Der Rohbau bleibt vorerst unbewohnt.

Feuerwehr begann mit Bergung des Bohr-Geräts

Die Feuerwehr war am Freitag weiter mit etwa 50 Leuten vor Ort, da eine neue Verschlechterung der Lage nicht auszuschließen war. Am Nachmittag begannen die Einsatzkräfte, die in den Krater gestürzte Bohr-Maschine mit schwerem Gerät zu bergen, wie ein Feuerwehr-Sprecher erklärte. Das Erdreich sei inzwischen nicht mehr in Bewegung, man beobachte aber weiter die Setzrisse in den Gebäuden.

Der überwiegende Teil der zehn betroffenen Häuser ist nach den Worten des Sprechers wohl weiterhin bewohnbar. Die meisten Anwohner konnten daher am Freitag bereits wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Nur ein Gebäude galt weiter als einsturzgefährdet, davon war eine Familie betroffen. Der Neubau unmittelbar an der Unglücksstelle ist noch nicht bezogen.

Die Straße blieb auf einem etwa 400 Meter langen Teilstück gesperrt. Zahlreiche Spezialisten seien vor Ort mit Untersuchungen befasst, sagte der Feuerwehr-Sprecher.

Erste Anwohner kehrten in Häuser zurück

Der überwiegende Teil der zehn betroffenen Häuser sei nach den Ergebnissen der ersten Untersuchungen vermutlich weiter bewohnbar, erklärte ein Feuerwehr-Sprecher. Am Freitag konnten die ersten Anwohner daher bereits wieder in ihre Wohnungen zurükkehren. Zwei Gebäude sowie der noch nicht bezogene Neubau seien aber weiter einsturzgefährdet. Insgesamt zehn Anwohner waren noch betroffen.

Die Straße blieb auf einem etwa 400 Meter langen Teilstück weiterhin gesperrt, das Technische Hilfswerk übernahm die Überwachung und Absicherung mehrerer Gebäude. Zahlreiche Spezialisten seien vor Ort mit Untersuchungen befasst, sagte der Feuerwehr-Sprecher. Man sei derzeit mit etwa 50 Leuten vor Ort, da eine neue Verschlechterung der Lage nicht auszuschließen sei.

(RPO)
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