Frau will verschwundenes Mädchen in Pforzheim beobachtet haben Zeugin: Habe Peggy noch lebend gesehen

Hof (rpo). Überraschende Wende im so genannten Peggy-Prozess: Eine Zeugin will das Mädchen nach dessen Verschwinden noch in der Vorweihnachtszeit 2002 in Pforzheim gesehen haben. Damit kommen neue Zweifel an der Mordthese der Staatsanwaltschaft.

Die Zeugin hatte sich bereits fünf Tage nach dem Verschwinden der damals neunjährigen Peggy Knobloch am 7. Mai 2001 mit einer ähnlichen Beobachtung bei der Polizei gemeldet. "Demnach war Peggy zumindest 2002 noch am Leben", sagte der Verteidiger des wegen Mordes angeklagten 26-Jährigen, Wolfgang Schwemmer, nach dieser Aussage.

Die Staatsanwaltschaft wirft einem geistig behinderten Gastwirtsgehilfen aus Lichtenberg vor, Peggy vor mehr als zweieinhalb Jahren erwürgt zu haben, um damit eine vorangegangene Vergewaltigung zu vertuschen. Seine Verteidiger übten am Freitag deutliche Kritik daran, dass entlastende Aussagen wie die der Zeugin aus Pforzheim nicht zu den Hauptakten des Prozesses gehörten. "Wir haben davon erst in der Hauptverhandlung gehört", sagte Rechtsanwalt Walter Bagnoli.

Auch zweifelhafte Vernehmungsmethoden der Polizei erregten ihren Unmut. Kindliche Zeugen, die Peggy noch nach dem mutmaßlichen Mord in Lichtenberg gesehen haben wollen, berichteten am Freitag von stundenlangen Verhören. Ihre Aussagen seien von Beamten nicht ernst genommen worden. Ein 13-jähriger Schüler gab an, Peggy noch gegen 19.00 Uhr mit ihrem Roller in der Kleinstadt gesehen zu haben. Als der Staatsanwalt ihm das Aussageprotokoll der Polizei vorhielt, nachdem es auch zwei andere Mädchen gewesen sein könnten, entgegnete er: "Nee, es war die Peggy!"

Die Verteidiger schätzten die Aussagen als glaubwürdig ein. "Man hätte sich gewünscht, dass mancher erwachsene Zeuge ein solches Erinnerungsvermögen gehabt hätte", sagte Bagnoli. Sein Kollege Schwemmer sah seinen Mandanten damit als entlastet an. "Wie soll er das Mädchen zwischen 13.15 und 14 Uhr getötet haben, wenn verschiedene Personen sie noch bis 19 Uhr in Lichtenberg gesehen haben?", fragte er.

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