Sexueller Missbrauch Zollitsch weist Vertuschungsvorwurf zurück

Freiburg (RPO). Ein Missbrauchsopfer belastet den Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch schwer. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz weist die gegen ihn erhobene Vertuschungsvorwürfe in seiner Erzdiözese zurück.

2008: Robert Zollitsch - Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz
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Foto: AP

"Es ging uns nie darum, etwas zu vertuschen. Leider hat uns das lange Schweigen vor Ort an einem frühen Eingreifen gehindert", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Samstag in einer persönlichen Erklärung in Freiburg.

Zollitsch beteuerte: "Ich nehme für die Bistumsleitung und mich in Anspruch, immer nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt zu haben." Zugleich räumte er ein, dass er aus heutiger Sicht "konsequenter und mit größerem Nachdruck nach Zeugen und Opfern" hätte suchen lassen sollen. "Ich entschuldige mich noch einmal im Namen der Erzdiözese bei den Opfern und bitte um Verzeihung."

Ein Opfer sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Freiburg in den 80er und 90er Jahren erhebt schwere Vorwürfe gegen Zollitsch, der damals Personalreferent war. Das Opfer sagte dem ARD-Politikmagazin "Report Mainz", Zollitsch habe den Verdacht auf schweren sexuellen Missbrauch durch einen Pfarrer in der Gemeinde Oberharmersbach im Ortenaukreis "vertuscht und verdeckt".

Zollitsch sagte am Samstag, 1991 seien zunächst ohne Benennung von Zeugen oder Betroffenen allgemein gehaltene Vorwürfe gegen den Pfarrer bekanntgeworden. Der Pfarrer sei daraufhin aus Oberharmersbach abgezogen und in den Ruhestand versetzt worden. Als sich später ein Zeuge mit konkreten Anschuldigungen gemeldet habe, habe er den Beschuldigten damit konfrontiert und ihm mitgeteilt, dass das Erzbistum entschlossen sei, die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Der Geistliche habe sich aber der Strafverfolgung entzogen, indem er sich 1995 das Leben genommen habe.

In den darauffolgenden Monaten hätten sich 17 Opfer gemeldet. Einige von ihnen seien längere Zeit therapeutisch behandelt worden und hätten dazu finanzielle Unterstützung durch die Erzdiözese erhalten, sagte Zollitsch. Eines der Opfer sagte dem TV-Magazin laut Vorabbericht, der Missbrauch habe mit Berührungen, Umarmungen und Küssen angefangen. Dann sei es immer schlimmer geworden. Er sei zwischen seinem 11. und 17. Lebensjahr missbraucht worden, berichtete der heute 38-Jährige weiter: "Das war zum Teil Hardcore-Sex."

Zollitsch sagte: "Wir waren damals erschüttert und betroffen über die Vorgänge, und ich bin es auch heute." Er werde sich dafür einsetzen, "dass sich die unsäglichen Vorgänge der Vergangenheit im Raum der Kirche nicht mehr wiederholen", versicherte der Leiter der Bischofskonferenz. "Wir haben alle aus den erschreckenden Fällen von Missbrauch gelernt."

(DDP/pst)
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