Neue Erkenntnisse zum Neonazi-Terror Zschäpe offenbar schon 2007 aufgefallen

Hamburg · Die Zwickauer Neonazi-Zelle hätte nach einem Magazinbericht schon vor fünf Jahren auffliegen können - vor dem Mord an einer Heilbronner Polizistin. Demnach wurde Beate Zschäpe 2007 von der Polizei vernommen. Allerdings verwendete sie einen Decknamen.

 Offenbar hatte die Polizei Beate Zschäpe schon früher vernommen. Hätte der Mord an der Heilbronner Polizistin verhindert werden können?

Offenbar hatte die Polizei Beate Zschäpe schon früher vernommen. Hätte der Mord an der Heilbronner Polizistin verhindert werden können?

Foto: dpa, Polizei Sachsen

Wegen eines mutwillig verursachten Wasserschadens im Appartement über dem damaligen Versteck des Trios in Zwickau habe die Polizei wahrscheinlich Beate Zschäpe zur Zeugenaussage auf das Revier vorgeladen. Laut "Spiegel" dauerte die Vernehmung der Frau, die sich als "Susann E." vorstellte, im Januar 2007 knapp 20 Minuten.

Obwohl sie sich in Widersprüche verstrickt habe, seien die Beamten nicht misstrauisch geworden. Mehrfach sprach die Frau etwa von "unserer Wohnung", obwohl sie zuvor erklärt hatte, gar nicht dort zu wohnen. Die Ermittler gingen inzwischen davon aus, dass die Zeugin Zschäpe war, die in der Wohnung mit ihren Komplizen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos lebte, schreibt das Magazin weiter.

Spuren führen zu Zschäpe

Im Untergrund hatte Zschäpe mehrere Alias-Namen verwendet. Die Unterschrift auf dem Vernehmungsprotokoll weiche erheblich von der Signatur der real existierenden Susann E. ab, ebenso das angegebene Geburtsdatum. Zudem könne die von der Zeugin damals genannte Telefonnummer inzwischen einem Handy zugeordnet werden, das Zschäpe genutzt hatte.

Zum Zeitpunkt der Vernehmung hatte das Zwickauer Trio den Ermittlern zufolge bereits neun türkisch- und griechischstämmige Menschen ermordet. Knapp dreieinhalb Monate nach der Vernehmung wurde in Heilbronn eine Polizistin erschossen - mutmaßlich ebenfalls von der Gruppe Nationalsozialistischen Untergrund (NSU).

Mittlerweile führt die Bundesanwaltschaft Ermittlungsverfahren gegen elf mutmaßliche Unterstützer der Gruppe. Vier von ihnen sitzen in Untersuchungshaft, dazu kommt Beate Zschäpe als einziges überlebendes Mitglied des Trios. Neben zehn Morden sollen zwei Bombenattentate in Köln 2001 und 2007 und mehrere Banküberfälle auf das Konto der Neonazi-Zelle gehen.

Böhnhardt und Mundlos hatten sich Anfang November selbst getötet, als ihnen nach einem Bankraub die Festnahme drohte.

(dpa)
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