Mandy Struck, 36, Friseurin aus Sachsen Zschäpes falsche Identität gibt es wirklich

Düsseldorf · Beate Zschäpe, Schlüsselfigur der Nazizelle aus Jena, benutzte während ihrer Zeit im Untergrund mehrere Identitäten. Für eine davon bediente sie sich in der Realität: Mandy Struck gibt es wirklich. Und auch sie pflegte Kontakte zur rechtsradikalen Szene.

 Beate Zschäpe könnte mit einer Aussage viel Licht ins Dunkel um die NSU-Morde bringen.

Beate Zschäpe könnte mit einer Aussage viel Licht ins Dunkel um die NSU-Morde bringen.

Foto: dapd, BKA

Beate Zschäpe sitzt seit November in Untersuchungshaft. Sie soll mitverantwortlich sein für die Mordtaten des Nazi-Trios, das sich "Nationalsozialistischer Untergrund", abgekürzt NSU, nannte. Seit 1998 lebte sie zusammen mit den beiden toten Rechts-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Und das heimlich, unter falscher Identität.

Zschäpe benutzte mehrere falsche Namen mit entsprechenden Ausweisen. Sie tarnte sich unter anderem als Mandy Struck oder Susann Dienelt. Wie sich nun zeigt, entsprang zumindest ein Name nicht ihrer Phantasie, sondern lehnte sich an eine echte Person aus Fleisch und Blut an.

Mandy Struck ist eine reale Person, wie Welt-Online berichtet. Demnach handelt es sich bei ihr um eine 36-jährige Mutter, die in einem Frisiersalon im sächsischen Erzgebirgskreis ihr Geld verdient.

"Ich gehe derzeit durch die Hölle"

Dass ihr Namen nun in allen Medien im gleichen Atemzug mit der mutmaßlichen Terrorhelferin Beate Zschäpe genannt wurde, macht ihr das Leben schwer. Ein Schock. "Ich gehe derzeit durch die Hölle", sagte Struck "Welt online". Und beteuert, nichts Böses getan zu haben. Sechs Kilogramm habe sie abgenommen. In der Öffentlichkeit wurde sie angeblich aggressiv angegangen, Zschäpe zu sein.

Doch es ist nicht nur der Ärger mit der unliebsamen Öffentlichkeit, der Struck nun belastet. Denn es gibt eindeutige Verbindungen in die rechtsextreme Szene, die auch die Ermittler haben aufhorchen lassen. Am 3. Advent soll es in Strucks Wohnung in aller Früh einen Überraschungsbesuch gegeben haben. Die Fahnder durchsuchten ihre Wohnung auf mögliche Verbindungen zu Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe.

Sie vermittelte einen Unterschlupf

Anhaltspunkte gab es für diesen Verdacht ganz offensichtlich. Sie reichen bis in die späten 90er Jahre zurück, in denen die heutige Friseurin tief in der rechten Szene verstrickt war. 1998 soll sie dann ein Bekannter gebeten haben, Leute unterzubringen, die "Scheiße gebaut haben". Gemeint waren damit keine anderen als Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos. Das Trio war gerade abgetaucht.

Struck soll damals tatsächlich einen Unterschlupf vermittelt haben. "Mir wurde gesagt, die drei hätten nichts Schlimmes gemacht", verteidigt sie sich heute. Einen direkten engeren Kontakt zu den drei NSU-Mitgliedern bestreitet sie. Was Struck nun aber für die Fahnder zu einer möglicherweise wertvollen Quelle macht, ist ein anderer Aspekt. Denn sie kennt den Mittelsmann, der bei ihr nach einer Wohnung für das Trio anklopfte. Die Helfer und Helfershelfer der NSU sind derzeit das, was die Ermittler am meisten interessiert.

Zschäpe schweigt

Beate Zschäpe, Schlüsselfigur im NSU-Krimi, schweigt derweil. Möglicherweise spekuliert sie darauf, dass bei ihr die Kronzeugenregelung bei ihr Anwendung findet. Sie sitzt weiter in Untersuchungshaft in einem Kölner Gefängnis. Ihre Verteidiger legten kürzlich Beschwerde ein und bemängelten, die Bundesanwaltschaft lasse sie die Akten nur sehr eingeschränkt einsehen. Zschäpe werde kein faires und rechtsstaatliches Verfahren zuteil. Deshalb werde sie sich weiter nicht zu den Tatvorwürfen äußern.

Ihr Verteidiger Wolfgang Heer sagte zudem "Spiegel Online", seine Mandantin sitze 23 Stunden am Tag in einer Einzelzelle. Dort brenne wegen angeblicher Selbstmordgefahr Tag und Nacht Licht. Für Suizidgedanken gibt es seiner Meinung nach aber keine Anzeichen. "Frau Zschäpe macht auf mich einen sympathischen, intelligenten und gebildeten Eindruck", sagte er.

(pst)
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