Kinder mit Ruten geprügelt Zwölf Stämme: Mütter zu Bewährungsstrafen verurteilt

Nördlingen · Zwei Mütter der umstrittenen Glaubensgemeinschaft Zwölf Stämme sind wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden. Sie hatten ihre Kinder mit Ruten gezüchtigt haben.

Journalist filmte Folter bei "Zwölf Stämme"
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Das Amtsgericht Nördlingen hat gegen die beiden Frauen Bewährungsstrafen von sechs und neun Monaten verhängt. das berichtet die "Augsburger Allgemeine".

Als Beweismittel ließ der zuständige Richter unter anderem ein Video des RTL-Reporters Wolfram Kuhnigk zu. In dem Film sind die Züchtigungen zu sehen. Kuhnigk hatte die Aufnahmen heimlich am Stammsitz der Sekte in Klosterzimmern gedreht. Die Anwälte der Mütter protestierten in der Verhandlung gegen die Vorführung des Videos.

Wegen der körperlichen Bestrafungen bei den Zwölf Stämmen hatten die Familiengerichte in Ansbach und Nördlingen im September 2013 den Eltern von 40 Kindern in "einstweiligen Anordnungsverfahren" das Sorgerecht entzogen. Gegen das Urteil kann innerhalb einer Woche Berufung eingelegt werden..

Die "Zwölf Stämme" sind im bayerischen Klosterzimmern angesiedelt. Dort leben seit dem Jahr 2000 rund 100 Mitglieder der Sekte nach eigener Auffassung bibeltreu und nach urchristlichen Regeln. Die Gruppe ernährt sich vor allem von der Bio-Landwirtschaft und zeichnet sich durch ihre soziale Abgeschlossenheit aus. Die Mitglieder enthalten ihren Kindern aus Glaubensgründen auch Bildung an einer staatlichen Schule vor. Sexualkunde-Unterricht lehnen sie ab.

Prügelvorwürfe gegen die urchristliche Sekte gab es immer wieder. Im Jahr 2012 hatte ein Aussteiger dem Nachrichtenmagazin "Focus" berichtet, dass Kinder von Erwachsenen mindestens dreimal am Tag mit Rutenschlägen traktiert worden seien. Demnach seien dazu alle getauften Mitglieder der Sekte berechtigt gewesen. Die Kinder seien ausschließlich geschlagen worden, um dadurch ihren Willen zu brechen.

(felt)
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