Bakterien Die tödliche Gefahr aus der Ostsee

Rostock · Eine 60-jährige Urlauberin ist an einer Infektion mit Vibrionen, die im Meer vorkommen, gestorben. In Mecklenburg-Vorpommern sind sechs Fälle gemeldet. Die Bakterien-Konzentration soll mittlerweile stark rückläufig sein.

 Spaziergänger am Ostseestrand von Graal-Müritz.

Spaziergänger am Ostseestrand von Graal-Müritz.

Foto: dpa, bwu pzi

Eine 60-jährige Frau aus Sachsen-Anhalt ist nach Angaben des Landesamtes für Gesundheit und Soziales in Mecklenburg-Vorpommern an einer Blutvergiftung gestorben, die durch eine Infektion mit Vibrionen, einer Bakterienart, hervorgerufen wurde. Die Frau hatte sich beim Baden in der Ostsee mit den Bakterien infiziert.

Nach einem Bericht der "Ostsee-Zeitung" liegt außerdem ein 73-jähriger Mann seit drei Wochen im Koma und könnte sein Bein verlieren. Angehörige des Patienten forderten in der "Ostsee-Zeitung" eine bessere Aufklärung über die Gefahr durch die Bakterien. Laut Angaben des Landesgesundheitsamtes sind insgesamt sechs Menschen mit einer Vibrionen-Infektion in Mecklenburg-Vorpommern registriert.

Die Stäbchenbakterien der Art Vibrio vulnificus vermehren sich stark bei anhaltenden Wassertemperaturen von mehr als 20 Grad Celsius. Mecklenburg-Vorpommern war in diesem Sommer mit 720 Sonnenstunden das sonnigste Bundesland.

Die Bakterien können über Hautverletzungen in den Körper eindringen und bei Menschen mit chronischen Grunderkrankungen wie beispielsweise Diabetes oder Leberzirrhose und bei Älteren zu schweren Wundinfektionen und Sepsis (Blutvergiftung) führen.

Vibrionen sind sehr beweglich und benötigen zum Leben eine gewisse Salzkonzentration. Nicht toxinbildende Bakterienstämme können auch im Süßwasser, zum Beispiel in Seen, leben. Die Bakterien kommen in weiten Teilen der Ostsee und anderen Regionen der Welt vor. Erkrankungen durch diese Bakterien sind in Deutschland nach wie vor sehr selten, können aber in Einzelfällen einen sehr ernsten Verlauf nehmen und zum Tod führen.

Nach Angaben von Experten könnte sich der Erreger aufgrund des geringen Salzgehalts und des Klimawandels an der Ostseeküste ausbreiten. Auch in anderen Meeresgewässern und in Meerestieren wurde er nachgewiesen. Vor allem in wärmeren Klimazonen werden die Erreger insbesondere durch den Verzehr von rohen oder halbrohen Meerestieren wie Austern, Muscheln, Krabben und Fischen übertragen.

Das Landesgesundheitsamt Mecklenburg-Vorpommern betont, dass Gesundheitsämter, niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser und Rehakliniken über die Gefahr, die von Vibrionen ausgeht, mit einem Merkblatt informiert wurden. Darin wird über Übertragung, Krankheitsbilder, Risikogruppen und Behandlungsarten aufgeklärt. Demnach soll bei einem begründeten Verdacht auf eine Infektion zügig mit einer Antibiotikatherapie begonnen werden. Eventuell seien auch operative Eingriffe erforderlich, heißt es.

"Urlauber können nach wie vor ganz beruhigt in der Ostsee baden", sagte Heiko Will, Erster Direktor des Landesamtes für Gesundheit und Soziales des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Die Chance, zu erkranken, sei sehr gering. Es sei außerdem völlig überzogen, anzunehmen, dass nun zum Beispiel Menschen mit Diabetes nicht mehr in der Ostsee baden dürften.

"Die Vibrionen-Konzentration im Wasser der Ostsee ist mittlerweile stark rückläufig", sagte Will gestern. 2010 hatte es zwei Todesfälle durch Vibrionen gegeben.

(vpa/dpa)
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