Bonn Die Wildkatze breitet sich wieder aus

Bonn · Fachleute gehen von 5000 bis 7000 Tieren dieser gefährdeten Art in Deutschland aus.

Vor allem im Westen und Süden Deutschlands, etwa in der Nähe von Bonn oder in Nord- und Mittelbayern, ist die Europäische Wildkatze nun wieder häufiger zu finden. Das schließen Artenschützer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (Bund) aus den Ergebnissen einer neuen Gendatenbank. Dafür waren 5500 Haarproben von Tieren analysiert worden. Knapp die Hälfte davon stammte von insgesamt 615 Wildkatzen. Allerdings hätten die Tiere offensichtlich Probleme dabei, weiterzuwandern und sich in andere geeignete Gebiete auszubreiten, nannte die Umweltschutzorganisation ein zentrales Ergebnis des Projekts "Wildkatzensprung".

Vielfach fehlten der Wildkatze geeignete Wege, um etwa im Schwarzwald oder auf der Schwäbischen Alb heimisch zu werden. Eine Vermischung der Wildkatze mit der Hauskatze sei die ganz große Ausnahme. Die europäische Wildkatze hat ein grau-braun getigertes Fell, einen buschigen, schwarz geringelten Schwanz und einen gedrungeneren Körperbau als die Hauskatze.

Fachleute gehen von 5000 bis 7000 Tieren dieser gefährdeten Art in Deutschland aus. Zu den Hauptverbreitungsgebieten gehören demnach die ausgedehnten Wälder von Eifel, Hunsrück, Westerwald, Taunus, Pfälzer Wald und Hainich (Thüringen).

Für die Untersuchung wurden in zehn Bundesländern sogenannte Lockstäbe mit dem für Wildkatzen verführerischen Baldrian aufgestellt. Die Katzen reiben sich daran und verlieren Haare, die von vielen Ehrenamtlichen aufgesammelt und gentechnisch untersucht werden. Die Experten waren überrascht, dass sich die Populationen genetisch voneinander unterscheiden.

Während in Nord- und Mittelbayern überraschend viele Nachweise von Wildkatzen gesammelt wurden, gebe es im Schwarzwald oder auf der Schwäbischen Alb noch immer keine Vorkommen, stellte Bund-Vorsitzender Hubert Weiger fest: "Das zeigt, dass die Wildkatzen bis hierhin noch nicht wandern konnten und an ihrer Wiederausbreitung gehindert werden."

In dem Projekt "Wildkatzensprung" werden in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Thüringen Wälder durch grüne Korridore miteinander verknüpft. Dazu werden Bäume und Büsche gepflanzt, wo Verbindungswege durch intensivere Landwirtschaft, Straßen oder Siedlungen verloren gegangen sind. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fördert das Projekt bis 2017.

Der Bestand der Europäischen Wildkatze war durch die Jagd stark reduziert worden. Ein Großteil der Population lebt in Deutschland. Darum trägt Deutschland eine besondere Verantwortung für den Erhalt.

(dpa)
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