Münster/Stuttgart Drei Menschen sterben bei Unwetter

Münster/Stuttgart · Der Starkregen am Montagabend hat das Münsterland besonders hart getroffen. In Baden-Württemberg und Hessen kam es gestern durch die Unwetter zu Erdrutschen und Überflutungen. Gewitter sind heute für den Osten vorhergesagt.

Schwere Unwetter haben gestern in vielen Teilen Deutschlands zu Überflutungen geführt. Ein 22-jähriger Autofahrer starb bei einem Zusammenstoß mit einem Lastwagen in Überlingen am Bodensee. Der Mann war laut Polizei vermutlich trotz starken Regens zu schnell gefahren, sein Wagen geriet dadurch ins Schleudern und auf die Gegenfahrbahn. Wie das Innenministerium in Stuttgart mitteilte, fielen gestern in Baden-Württemberg teilweise bis zu 50 Liter Regen pro Stunde. Extreme Regenfälle forderten auch in Münster zwei Todesopfer. Ein 76-Jähriger kam am Montagabend ums Leben, als er seinen vollgelaufenen Keller leerschöpfen wollte. Durch den Druck des Wassers brach die Scheibe des Kellerfensters, und der Raum wurde innerhalb kürzester Zeit überflutet.

Ein 73-Jähriger aus dem Kreis Coesfeld verunglückte mit seinem Auto in Münster. Er fuhr auf einer Straße, neben der ein Bach weit über seine Ufer getreten und bis auf 15 Meter Breite angestiegen war. Der Autofahrer wurde mit seinem Wagen wohl von den Wassermassen fortgetragen. In einer Böschung blieb das Auto stecken. "Mitarbeiter der Autobahnmeisterei fanden den Mann leblos in der Nähe der A 1", teilte ein Polizeisprecher mit.

Es waren sintflutartige Wassermassen, die am Montagnachmittag das Münsterland überschwemmten: Bis zu 150 Liter pro Quadratmeter fielen laut Angaben des Deutschen Wetterdienstes im Umkreis von 30 Kilometern rund um die Stadt - und das innerhalb von wenigen Stunden. Das ist etwa doppelt so viel Niederschlag, wie normalerweise in einem ganzen Monat verzeichnet wird. Durchschnittlich fallen in der Region im Juli 68,7 Liter Regen pro Quadratmeter.

Die Telefonleitungen der Münsteraner Feuerwehr waren derart überlastet, dass im rund 130 Kilometer entfernten Düsseldorf 66 Notrufe eingingen, wie ein Düsseldorfer Feuerwehrsprecher berichtete. Die Hilfsaufträge habe die Düsseldorfer Feuerwehr dann an die Münsteraner Kollegen per Fax geschickt.

Gestern kam es in Münster immer wieder gebietsweise zu Stromausfällen. Am Nachmittag regnete es laut DWD erneut heftig mit rund 25 Liter Regen pro Quadratmeter. Bei der Polizei gingen etliche Meldungen wegen aufgerissener Fahrbahnen ein, weil Straßen vom Regen unterspült wurden. Die Promenade, ein begrünter Ring rund um die Innenstadt, war wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Die Schadenshöhe schätzt die Stadt auf eine zweistellige Millionensumme. Bis zum frühen Abend rückten Polizei und Feuerwehr mehr als 5000 Mal aus, teilte das NRW-Innenministerium mit. Einsatzkräfte aus den Regierungsbezirken Detmold und Arnsberg kamen den Kollegen im Münsterland zu Hilfe.

In manchen Landkreisen im Südwesten Deutschlands mussten Häuser und Campingplätze geräumt werden. In Frankfurt fielen gestern bis zum frühen Abend 58 Flüge aus. 30 Landungen und 28 Starts mussten wegen des Unwetters gestrichen werden. In Hessen war die Feuerwehr nach Starkregen und Gewittern im Dauereinsatz. Wegen überfluteter Kellern, Tiefgaragen oder Straßen seien die Helfer innerhalb von gut zwei Stunden in Frankfurt zu rund 170 Einsätzen ausgerückt.

Rund um Tübingen und Böblingen in Baden-Württemberg waren einige Bundes- und Kreisstraßen gesperrt. Auch in Teilen Thüringens und Sachsens wurden Straßen überflutet, Bäume stürzten um. In der Schweiz verursachte tagelanger starker Regen Überschwemmungen. Mehrere Bahnverbindungen waren zeitweise unterbrochen.

Bei der Feuerwehr in der Städteregion Aachen gingen gestern Nachmittag innerhalb kurzer Zeit 160 Hilferufe vor allem wegen vollgelaufener Keller ein. In Erkelenz und Wegberg wurde die Feuerwehr zu zahlreichen Einsätzen wegen überfluteter Straßen gerufen.

Für heute geht der Deutsche Wetterdienst in NRW von einer Beruhigung aus. "Morgens kann es noch zu Frühnebel kommen, der Tag wird aber voraussichtlich niederschlagsfrei bei 20 bis 25 Grad", sagte Meteorologe Malte Witt. Erst am Freitag könne es im Bergland wieder zu einzelnen Schauern kommen.

(RP)
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