Johannesburg Ebola-Ausbruch in Afrika außer Kontrolle

Johannesburg · Elf Staaten versuchen ein Handlungskonzept gegen die Seuche zu entwickeln. Das tödliche Virus verbreitet sich rasant.

Der Kampf gegen die ausufernde Ebola-Epidemie in Westafrika gewinnt an Dringlichkeit. Gestern tagten Gesundheitsminister aus elf Staaten und internationale Experten in der ghanaischen Hauptstadt Accra. Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die betroffenen Staaten drängten zu entschlossenerem Handeln. Es gelte, mögliche Infizierte ausfindig zu machen und ein größeres Gebiet abzudecken, sagte Bart Janssens, Programmverantwortlicher von Ärzte ohne Grenzen in Brüssel.

Ein Überblick. Was unterscheidet diesen Ebola-Ausbruch von anderen? Zum ersten Mal tauchte das Virus 1976 im Sudan und im Kongo nahe des Ebola-Flusses auf. Ihm verdankt die Krankheit auch ihren Namen. Damals starben 280 Menschen. Der aktuelle Ausbruch in Guinea, Sierra Leone und Liberia ist der schlimmste mit laut WHO bisher 467 Toten. Rund 800 Fälle sind bekannt. Zudem war der Westen des Kontinents noch nie betroffen, sondern nur Zentral- und Ostafrika.

Was verursacht Ebola? Das fadenförmige Virus gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern der Welt. Es löst hämorrhagisches - mit Blutungen einhergehendes - Fieber aus. Je nach Ausbruch sterben der WHO zufolge 25 bis 90 Prozent der Patienten daran. Die Inkubationszeit beträgt zwei Tage bis drei Wochen. Plötzlich setzen Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Schwächegefühl und Halsschmerzen ein. Später gehen Nieren- und Leberfunktion zurück, und es können innere Blutungen auftreten.

Was macht das Virus so gefährlich? Trotz intensiver Forschung gibt es weder eine Impfung noch ein Heilmittel. Seinen Ursprung hat das Virus im Tierreich. Menschen können sich über den Kontakt zu erkrankten Tieren infizieren, unter anderem Affen. Von Mensch zu Mensch überträgt sich die Krankheit durch Blut und andere Körperflüssigkeiten. Eine der großen Gefahren sind die Beerdigungen der Ebola-Opfer, bei denen die Angehörigen die Toten häufig noch einmal waschen oder umarmen.

Die Trauernden riskieren, sich dabei ebenfalls mit dem Erreger zu infizieren. Auch werden Verwandte, die erste Symptome aufweisen, immer wieder versteckt, um sie vor dem Zugriff der Ärzte zu schützen. Medizinern in Schutzanzügen und ausländischen Gesundheitsexperten stehen die vielerorts von Aberglauben und Voodoo-Riten beeinflussten Menschen skeptisch gegenüber, weshalb Vorsichtsmaßnahmen häufig unbeachtet bleiben. Wie konnte sich Ebola so schnell in mehreren Ländern ausbreiten? Das Problem ist die bis zu dreiwöchige Inkubationszeit.

In dieser Zeit sind die Betroffenen bereits infiziert, haben aber kaum Symptome. Da viele Geschäftsleute und Händler ständig zwischen Guinea, Liberia und Sierra Leone hin- und herreisen, konnte das Virus so erst über die Grenzen gelangen. Besteht die Gefahr, dass das Virus auch Deutschland erreicht? In den rund 40 Jahren, in denen der Ebola-Erreger in Afrika bekannt ist, wurde er kein einziges Mal nach Europa eingeschleppt.

"Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass ein Erkrankter einreist, ist Deutschland bestens ausgerüstet", sagte Lars Schaade, Vizepräsident des Robert-Koch-Instituts. Bundesweit seien neun spezielle, jederzeit einsatzbereite Behandlungszentren verteilt. Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hält es ebenfalls für unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, dass Touristen sich anstecken. Das Auswärtige Amt rät von Reisen in die betroffenen Regionen von Guinea, Sierra Leone und Liberia vorsichtshalber ab.

(RP)
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