Düsseldorf Dramatiker Edward Albee ist tot

Düsseldorf · Der Autor von "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" wurde 88 Jahre alt.

Ältere Ehepaare sind gefährlich. Zumal, wenn sie aus Professorenkreisen stammen, schon ein paar Drinks intus haben und anfangen, ihr Dasein zu sezieren - all die enttäuschten Erwartungen ihre Lebens. Edward Albee hat daraus einen dramatischen Stoff geschaffen, der ihn schon zu Lebzeiten zum Klassiker werden ließ: "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" 1962 wurde es am New Yorker Broadway uraufgeführt, 1966 von Mike Nichols verfilmt. Und mit welcher Zerstörungslust, welch beißender Verachtung und tiefster Liebessehnsucht sich Elizabeth Taylor und Richard Burton da an die Gurgel gehen, bleibt unvergessen.

Albee war ein brillanter Gesellschaftssatiriker, der im Porträt seiner Gegenwart Zeitloses schuf. Dafür ist er immer wieder ausgezeichnet worden, etwa mit drei Pulitzer-Preisen unter anderem für "Three Tall Women". Schon als Kind lernte er die Theaterwelt kennen. 1928 in Washington geboren wurde er als Baby von einem New Yorker Ehepaar adoptiert, das kommerzielle Bühnen betrieb. Albee, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannte, begann früh zu schreiben. Zunächst Gedichte und Romane, nach einer Begegnung mit Thornton Wilder dann auch Theaterstücke. Sein Erstling, "Die Zoogeschichte", ein absurdes Werk, fand gleich viel Beachtung, wenn es auch in Berlin uraufgeführt wurde, weil sich in den USA zunächst kein Theater fand.

Im Alter von 88 Jahren ist Edward Albee jetzt in seinem Haus in Montauk auf Long Island gestorben. Bereits vor einigen Jahren hatte er sich einer schweren Operation unterziehen müssen und damals eine Notiz verfasst, die bei seinem Tod veröffentlich werden sollte. Sie ist der letzte Beleg dafür, dass Albee trotz schwieriger Kindheit wohl ein viel erfüllteres, zufriedeneres Leben hatte als die meisten seiner Figuren. Sein Abschiedsgruß lautet: "An alle, die mein Leben so wunderbar machten, so aufregend und so voll, mein Dank und meine Liebe."

(dok)
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