Geständnis widerrufen Ehefrau bestreitet Auftragsmord

Düsseldorf/Puerto Plata · Die mutmaßliche Drahtzieherin eines Auftragsmordes hat vor Gericht in Düsseldorf ihr Geständnis widerrufen. Ihr Mann war im Dezember 2015 in der Karibik im Alter von 56 Jahren durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet worden.

Für einen heimtückischen Auftragsmord an ihrem 56-jährigen Ehemann aus Ratingen wird seit gestern vor dem Landgericht Düsseldorf gegen eine 45-jährige Frau und dreifache Mutter aus der Dominikanischen Republik verhandelt. Im Dezember 2015 soll sie ihren Mann, von dem sie seit zwanzig Jahren getrennt lebte, mit dem sie aber immer noch verheiratet war, in seiner Wahlheimat Puerto Plata in der Dominikanischen Republik in einen Hinterhalt gelockt haben, bei dem das arglose Opfer dann von einem Auftragskiller (43) durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet wurde.

Zu Prozessbeginn wollte die Frau zu den Vorwürfen nichts sagen, auch nicht zu ihrem Lebenslauf, weil sie aufgeregt sei und seit Tagen schlecht geschlafen habe. Ein früheres Geständnis, das sie bei der Polizei abgelegt hatte, wolle sie am nächsten Prozesstag jedoch widerrufen, kündigte ihr Kölner Verteidiger Bernhard Scholz an. Das Landgericht hat für den Fall zwölf Verhandlungstage angesetzt.

"Verwitwet" - schon bei der Nennung ihres aktuellen Familienstandes zuckte die Frau auf der Anklagebank merklich zusammen. Nach Verlesung der Mordanklage brach sie sogar in Tränen aus, konnte kaum sprechen. Ihr Anwalt versicherte, sie sei zu nervös, um sich zu den schlimmen Vorwürfen direkt zu äußern. Schließlich sagte die 45-Jährige schluchzend: "Ich bin unschuldig, ich habe niemandem etwas getan."

Kaltblütig und heimtückisch soll die Frau den gewaltsamen Tod ihres Mannes, mit dem sie seit 1988 verheiratet war, geplant und in dem Karibikstaat durchgeführt haben. Der Ratinger, der seit Jahrzehnten jedes Jahr für mehrere Monate in die Dominikanische Republik reiste, soll die Frau am Tattag Ende Dezember 2015 als Beifahrerin mit seinem Chevrolet-Pickup mitgenommen haben. Laut Anklage habe sie ihn damals aber gebeten, auch einen Bekannten, einen 43-Jährigen mit dem Spitznamen "Mongo", im Auto mitzunehmen.

Die Frau soll vorn neben ihrem Mann und "Mongo" auf der Rückbank hinter ihr gesessen haben. An einer abgelegenen Stelle einer Landstraße soll die Frau um einen Stopp gebeten haben, weil sie zur Toilette müsse. Als der 56-Jährige den Wagen an den Straßenrand lenkte und anhielt, habe "Mongo" ihm mit einer Pistole rücklings in den Kopf geschossen. Der Fahrer aus Ratingen war laut Anklage sofort tot. Das Mitfahrer-Duo soll ausgestiegen und mit einem dritten Mann vom Tatort geflüchtet sein. Die Ermittler sind sicher: Der neue Lebensgefährte (32) der Frau sei dem Auto bis zu dieser Stelle mit seinem Motorrad gefolgt, habe nach der Tat die Auftraggeberin und den Todesschützen auf seine Maschine genommen und sei mit ihnen davongebraust.

Zunächst hieß es, die Angeklagte habe sich im vergangenen Juli freiwillig und in Begleitung eines Anwalts in Mettmann der deutschen Polizei offenbart und den Auftrag zum Gattenmord gestanden. Nach Informationen unserer Redaktion hatte die Frau, die längst nach Deutschland zurückgekehrt war, allerdings von der Festnahme des mutmaßlichen Todesschützen "Mongo" in ihrer Heimat erfahren. Gegen ihn, der für die Bluttat angeblich rund 2000 Euro von der Witwe erhalten haben soll - was etwa fünf durchschnittlichen Monatseinkommen in der Dominikanischen Republik entspricht -, wird derzeit vor einem Gericht des Karibikstaates ebenfalls verhandelt.

Das Geständnis der Frau bei den deutschen Behörden soll nach Ankündigung ihres Anwalts nicht länger Bestand haben. Sie wolle am nächsten Prozesstag zu ihrer Person aussagen - und auch zu den Mordvorwürfen. Sobald sie dafür nicht mehr "zu aufgeregt" sei.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort