Ein Lob auf die Winterzeit

Sommerzeit ist eine feine Sache. Es ist warm (manchmal), und so lange hell, dass man auch nach der Arbeit wahlweise Rasen mähen, grillen oder eine Garten-Party veranstalten kann. Denn die Tage sind lang. Zu lang. Weil diese nimmermüden Tage den Menschen dazu zwingen, sich nach draußen zu begeben. Muss man doch ausnutzen, das Licht. Vorbei. Ab morgen, mit dem Beginn der Winterzeit, rückt die Dunkelheit unerbittlich auf den Nachmittag vor, beginnt wieder die Zeit der Stubenhocker, der Sofa-Sitzer. Kein Grund, um Trübsal zu blasen. Besser ist es, sich mit der frühen Dämmerung zu arrangieren - was durchaus erhellend sein kann.

Mal ehrlich: Lesen Sie abends ein gutes Buch, wenn im Garten die Vögel zwitschern? Gemütlicher ist das, wenn es draußen dunkel ist und am besten noch der Kaminofen bullert. Bücher, Filme, Konzerte, Inszenierungen müssen nicht mit Sonnenschein konkurrieren, sondern sind guten Gewissens zu genießen. Gerne auch mal exzessiv - warum nicht eine Staffel "Sopranos" oder "Breaking Bad" am Stück? Man verpasst ja nichts. An langen Winterabenden wird gekocht und geklönt, man rückt zusammen, es wird gesellig. Wenn draußen Finsternis herrscht, wird man nicht abgelenkt, konzentriert sich, quatscht manchmal stundenlang - natürlich bei Kerzenschein. Wie gesagt, es gibt ja sonst nichts zu tun. Und die Winterzeit erleichtert es einem auch, sich am nächsten Morgen noch einmal umzudrehen.

Am Polarkreis meldet sich die Sonne von Mitte November bis Mitte Januar sogar komplett ab. Deshalb meckert dort auch niemand herum. Stattdessen menschelt man lieber im Mondlicht.

Mit der frühen Dunkelheit kommt mehr Ruhe in den Alltag, vielleicht auch mehr Besonnenheit. Möglicherweise geht einem ein Licht auf, was ja grundsätzlich nicht schaden kann. Zudem stimmt endlich die Uhrzeit an den Geräten wieder, die man zu faul war, auf den Sommer umzuprogrammieren.

Außerdem ist es gefühlt ja schnell vorbei mit der Dunkelheit. Ab 21. Dezember werden die Tage schon wieder länger, spätestens mit Mariä Lichtmess ("Suppen bei Tag ess" - alte Bauernweisheit) am 2. Februar ist die Winterzeit gefühlt auf dem Rückzug, weil es bis rund 18 Uhr hell bleibt. Bald danach haben wir sie zurück, die Sommerzeit, und die Tage wollen kein Ende mehr nehmen. Also: Morgen die Uhr zurückdrehen und den frühen Abend genießen.

(RP)
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