Stockholm Ein schwedischer Lausbub wird 50

Stockholm · Zum Geburtstag von Astrid Lindgrens "Michel" erscheint ein neuer Film.

Stockholm: Ein schwedischer Lausbub wird 50
Foto: epd

Niemand kann so schnell in den Schuppen flüchten, niemand so schöne Holzmännchen schnitzen und niemand so tollkühn seine Schwester am Fahnenmast nach oben ziehen: Michel ist der wohl berühmteste Lausebengel der Literatur. Doch man liebt ihn nicht nur wegen seiner frechen Streiche, sondern weil er in seinem Herzen ein so ehrlicher und guter Junge ist.

Als Astrid Lindgren 1962 die erste Episode über den strohblonden Jungen aus Lönneberga in ihr Tagebuch schrieb, konnte sie nur ahnen, dass dieses Buch an den Erfolg von "Pippi Langstrumpf" und "Karlsson vom Dach" anknüpfen würde. Für manchen ihrer kleinen und großen Leser ist "Michel" sogar das schönste ihrer Bücher. Ursprünglich wollte Astrid Lindgren nur ihren Enkel Karl-Johan vom Quengeln abhalten. "Willst du wissen, was Michel aus Lönneberga gemacht hat?" fragte sie ihn damals, um ihn abzulenken. Die Abenteuer von Emil, wie er in Schweden heißt, begeistern noch heute Millionen Menschen weltweit. Um Verwechslungen mit Erich Kästners "Emil und die Detektive" zu vermeiden, änderte der deutsche Verlag den Namen Emil in Michel. Lindgren begann alle bis dahin erzählten Lausbubengeschichten ab dem 23. Mai 1963 aufzuschreiben.

Am 1. Juli notiert sie auf Englisch: "Emil almost to an end" (Michel fast zu Ende). Damit begann eine Erfolgsstory: Michels Streiche sind in 30 Millionen Büchern erschienen und in 52 Sprachen übersetzt. Besonders groß ist die deutsche Fangemeinde des Jungen. Im Schuppen des Katthult-Hofes schnitzt er im Lauf der Jahre 369 Holzmännchen.

Ganz Schweden feiert heute den 50. Geburtstag des Holzmännchen schnitzenden Buben, dem es gelang, ein Dorf im südschwedischen Småland international bekannt zu machen. Den Hof Katthult fanden die Macher der schwedisch-deutschen Spielfilm-Produktion "Immer dieser Michel" in den 70er Jahren in dem kleinen Dorf Gibberyd bei Vimmerby. Heute ist die Serie mit Jan Ohlsson als Michel und Lena Wisborg als seine Schwester Ida fast noch bekannter als das geschriebene Original.

Fans dürfen sich freuen: Zu Weihnachten kommt in Schweden ein neuer animierter Michel-Film in die Kinos, eine Koproduktion mit dem ZDF. Gespräche darüber, wann der Film mit dem Titel "Michel und Ida" in Deutschland zu sehen sein wird, sind nach ZDF-Angaben im Gange. In der Wartezeit am besten noch mal "Als Michel nur noch gute Vorsätze hatte" oder "als Michel die Tiere mit Kirschen fütterte" oder "Als Michel den Kopf in die Suppenschüssel steckte" lesen und schmunzeln.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort