Düsseldorf/Duisburg Einbrecher kommen am Nachmittag

Düsseldorf/Duisburg · Internationale Diebesbanden werden in NRW zu einem immer größeren Problem. Die Zahl der Einbrüche ist auf einem Rekordstand. Die Polizei geht mit dem Fahndungskonzept "Mobile Täter im Visier" gegen die Kriminellen vor.

Düsseldorf/Duisburg: Einbrecher kommen am Nachmittag
Foto: Ferl, Radowski

Letztlich waren es Telefongespräche, die den Duisburger Fahndern den Ermittlungserfolg bescherten. Auf richterliche Anordnung hatte die Kriminalpolizei Telefongespräche einer vierköpfigen albanischen Bande abgehört, die in dringendem Tatverdacht stand, mehr als 100 Einbrüche begangen zu haben. Die Inhalte der abgehörten Gespräche waren so belastend, dass die Staatsanwaltschaft Haftbefehl erließ. Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei nahm die Bandenmitglieder dann fest. Zwei Männer erhielten Haftstrafen von jeweils mehr als drei Jahren. Die übrigen Verfahren laufen noch. "Wir konnten ihnen bislang 109 Wohnungseinbrüche mit einem geschätzten Schaden von 426.000 Euro nachweisen", erklärte der Chef der Duisburger Kriminalpolizei, Dieter Kretzer.

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Foto: Radowski

Der Ermittlungserfolg der Duisburger Kripo ist Resultat des landesweiten Fahndungskonzeptes "Mobile Täter im Visier" (Motiv), das es seit 2013 in NRW gibt. Dabei laufen bei einer sechsköpfigen Analysegruppe beim Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf alle Informationen über Einbrecher zusammen, die ihre Taten in verschiedenen Städten, Ländern und im europäischen Ausland begehen. Die Fahnder werten alle Daten aus, erstellen mithilfe einer speziellen Software Täterprofile und informieren dann die zuständigen Polizeibehörden - so war es auch im Duisburger Fall. "Das Erstellen eines solchen hochkomplexen Profils verlangt allerdings akribische Detailarbeit", erklärt LKA-Analysechef Hans-Josef Lemper. Seine Profiler konnten im Zuge von "Motiv" 793 mobile Serieneinbrecher identifizieren. 504 davon waren oder sind in Haft. "Aktuell haben wir 442 Verdächtige im Visier", so Lemper. Sein Team arbeitet auch eng mit den niederländischen und belgischen Sicherheitsbehörden zusammen - eine staatenübergreifende Ermittlungskommission soll bald gegründet werden. "Wir wissen, dass viele Intensivtäter Straftaten in NRW, Holland und Belgien begehen", betont der LKA-Analyst. Das NRW-Konzept gegen diese Gruppe ist inzwischen von der Innenministerkonferenz den anderen Bundesländern zur Nachahmung empfohlen worden.

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Foto: Radowski

Trotz dieses offenbar erfolgreichen Fahndungsinstrumentes ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in Nordrhein-Westfalen nach Angaben von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) im vergangenen Jahr weiter gestiegen. "Dafür sind kriminelle Banden aus Südosteuropa verantwortlich", sagt. Zahlen konnte er nicht nennen, da die Auswertung noch nicht abgeschlossen sei. Er betonte aber, dass die Zahl der Versuche, also gescheiterter Einbrüche, vermutlich gestiegen sei. Der Chef des Landeskriminalamts, Uwe Jacob, erklärte, dass er mit mehr als 60.000 Wohnungseinbrüchen im Jahr 2015 rechne. Im Jahr zuvor waren 52.800 Fälle gezählt worden.

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Foto: Radowski

Ein Großteil aller Taten wird tagsüber zwischen 6 und 18 Uhr verübt - laut Polizei vor allem am Nachmittag. Zwischen November und Januar sowie an Feier- und Samstagen schlagen die Diebe statistisch am häufigsten zu. Dabei gehen sie in der Regel fast immer gleich vor: Zunächst spähen sie Objekte aus. Dabei schauen sie etwa, ob ein teurer Wagen vor der Tür steht. Daraus schließen sie dann, dass in dem Haus viel zu holen ist. Um in die Wohnung zu gelangen, bohren sie ein Loch in den Tür- oder Fensterrahmen und hebeln sie dann aus. Bevorzugt wählen sie Häuser aus, wo Fenster offen stehen. "Das sind absolute Profis", sagt Duisburgs Kripo-Chef Kretzer. "In den Vernehmungen sagten einige aus, dass Einbruch ihr normaler Beruf sei und sie im Schichtdienst arbeiten. Sie hätten sich nichts dabei gedacht, Einbrüche zu verüben."

(csh)
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