Eingeschenkt!

Wenn sich ab Sonntag wieder drei Tage lang die internationale Weinbranche zur Fachmesse ProWein in Düsseldorf trifft, geht es auch um neue Entwicklungen in Weinberg und Keller.

Leichtigkeit Weine mit neun bis maximal zwölf Volumenprozent Alkohol sind immer mehr angesagt. "Der Trend zu leichten Weinen ist weltweit zu spüren", bestätigt Ernst Büscher, Sprecher des Deutschen Weininstituts in Mainz. Der Profi-Tipp: In Deutschland werden vor allem an Mosel und Saar Weine gelesen, die oft sogar unter zehn Volumenprozent haben.

Nachhaltigkeit Immer mehr Weine werden biologisch angebaut - bundesweit auf acht Prozent der Rebfläche (insgesamt 100.000 Hektar). Die Winzer verzichten auf Unkrautvernichter und chemische Spritzmittel, nehmen Backpulver gegen Mehltau oder Schachtelhalmkraut. Noch strenger als Bio-Weine werden vegane Weine behandelt. Dann werden weder Gelatine noch Hühnereiweiß oder Kasein für die Klärung verwendet. Winzer verwenden stattdessen Bentonit, eine Mineralerde.

Geburtstag Ein Comeback erlebt die 100 Jahre alte Scheurebe. Sie wurde von Georg Scheu, einem gebürtigen Krefelder, vor 100 Jahren in Alzey gepflanzt. Sie passt dank einem leichten Maracuja-Aroma und der Fruchtsäure zu asiatischem Essen. Vor allem junge Verbraucher mögen solche Weine. Aromareich ist auch der Sauvignon Blanc, den immer mehr deutsche Winzer anbauen. Er bietet grüne Noten wie Gras oder Paprika. "Alle Gerichte, die aus grünem Gemüse wie Zucchini, grüne Bohnen, gebratenem grünen Spargel, frischen Kräutern oder Koriander zusammengesetzt sind, passen zu ihm", empfiehlt Christina Fischer, Sommelière aus Köln.

Etikett "If you are racist, a terrorist or just an asshole - don't drink my Sauvignon blanc." Freche Sprüche wie diese lässt der Pfälzer Winzer Emil Bauer auf Etiketten drucken und rät damit Rassisten, Terroristen und anderen Unsympathen vom Genuss seines Weines dringend ab. Markus Schneider aus der Pfalz hat den Kreativtrend begründet und gilt mittlerweile als Pionier der doppeldeutigen Slogans. Sein "Ursprung" oder die Cuvée mit Namen Tohuwabohu sind legendär. Steht hinter flotten Sprüchen immer ein guter Wein? Ernst Büscher: "Vor allem jüngere Winzer wollen unbedingt mit Qualität punkten und mit diesem Marketing auf sich aufmerksam machen."

Überraschungseffekt Weißer Rotwein, der Blanc de Noir, ist immer noch eine Überraschung. Vor allem private Gastgeber, die so tun, als würden sie einen Weißwein eingießen und dann etwas zum Rotwein sagen, ernten staunende Blicke. Die Trauben für diesen Wein sind rot, werden aber weiß gekeltert, das heißt, vor der Gärung wird der helle Saft abgezogen. Blanc de Noir ist ein guter Menü-Begleiter, weil er - so Christina Fischer - "in der Regel über eine harmonische Säure, moderate Fruchtaromatik und einen saftigen Nachhall verfügt".

Drehmoment Fast jede zweite Flasche bekommt mittlerweile einen Schraubverschluss. Vorteil: Der Verbraucher hat keinen Korkgeschmack, kann die Flasche wieder verschließen. Der Winzer spart Aufwand und Geld. Bei hochwertigen Weinen, die gelagert werden sollen, ist Kork aber unverzichtbar.

Gläser Mittlerweile gibt es funktionale, industriell hergestellte Weingläser von Markenfirmen, die mit rund fünf Euro bezahlbar sind und jedem Weintrinker einen vernünftigen Grundstock bieten. Völlig out sind aufwendige Kristallgläser, die nicht in die Spülmaschine dürfen, oder Weinpokale, in denen man gut eine ganze Flasche versenken kann.

Boxenstopp Wein aus dem Pappkarton schmeckt. In der Regel sind die Papp-Boxen mit ordentlichen Weinen bestückt und bieten solide Einsteigertropfen für kleines Geld. Aber auch hier lohnt ein Blick oder eine Probe mehr, damit man am Ende nicht zu enttäuscht ist.

Anbaugebiete Wein wächst schon auf Sylt, aber auch die Chinesen gelten bereits als einer der größten Erzeuger. Indien will ebenfalls im Wein-Sektor wachsen.

Kompetenz Immer mehr Wein-Interessierte scheuen sich nicht, Rat von Fachleuten anzunehmen. Aber auch viele Supermärkte setzen auf kompetente Beratung ihrer Kunden. Natürlich gibt es gute Weine für kleines Geld, aber man sollte bedenken, dass alles im Weinbau - egal, ob beim Pflanzen, Lesen, Keltern oder Füllen - mit echter Handarbeit vieler Menschen verbunden ist. Und die hat eben ihren Preis.

(RP)
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