Berlin Eisbär Knut litt an Autoimmun-Erkrankung

Berlin · Der Tod von Deutschlands wohl prominentestem Zootier ist aufgeklärt: Eisbär Knut litt an einer Gehirnentzündung, die "höchstwahrscheinlich" durch eine Autoimmunerkrankung verursacht wurde. Das berichteten der Wildtier-Spezialist Alex Greenwood und der Neurowissenschaftler Harald Prüß in Berlin. Die Krankheit namens Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis kommt auch beim Menschen vor. Im Tierreich wurde sie nun erstmals nachgewiesen.

Publikumsliebling Knut war vor vier Jahren nach einem epileptischen Anfall in einen Wassergraben im Berliner Zoo gestürzt und ertrunken. Das Team um Prüß vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen hatte Hirnproben des Tieres untersucht und die Ergebnisse im Fachmagazin "Scientific Reports" veröffentlicht.

Die Studie könnte aus Sicht der Forscher Folgen für die Therapie bei Mensch und Tier haben. Bekannt war bislang nur, dass der Eisbär an einer Gehirnentzündung - einer Enzephalitis - litt. Die Ursache dafür war aber unklar.

Greenwood vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, der bereits seit 2011 mit allen gängigen Methoden zu Knuts Todesursache geforscht hat, schien erleichtert: Nicht die Haltungsbedingungen oder Stress, wie teils spekuliert worden war, hätten Knut krank gemacht: "Die Natur ist Schuld", bilanziert er nun. Dass die Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis bei Knut erkannt worden sei, nannte er einen "unglaublichen Zufall".

Wohl herbeigeführt hat den Zufall der Neurologe Prüß. Er setzt sich seit wenigen Jahren mit dieser Form der Hirnentzündung auseinander und sah in Knuts Fall Parallelen zum Krankheitsbild beim Menschen. Demenz, Wahnvorstellungen, epileptische Anfälle: Hinter Symptomen wie diesen kann eine Anti-NMDA-Rezeptor-Enzephalitis stecken. "Es war relativ leicht, der Spur nachzugehen", sagt er nun.

(dpa)
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