Kinderleiche in einem See entdeckt Entführter Bankierssohn Jakob von Metzler ist tot

Frankfurt/Main (rpo). Der entführte Bankiers-Sohn Jakob von Metzler ist tot. Wie die Polizei auf einer Pressekonferenz mitteilte, wurde die Leiche des Jungen als Bündel verschnürt in einem See entdeckt. Täter und Opfer sollen sich gekannt haben.

Frankfurt/Main (rpo). Der entführte Bankiers-Sohn Jakob von Metzler ist tot. Wie die Polizei auf einer Pressekonferenz mitteilte, wurde die Leiche des Jungen als Bündel verschnürt in einem See entdeckt. Täter und Opfer sollen sich gekannt haben.

Jakob von Metzler ist möglicherweise erstickt worden. Der Frankfurter Oberstaatsanwalt Rainer Schilling berichtete am Dienstagabend in der ARD von Würgemalen am Hals des elf Jahre alten Jungen, dessen Leiche am Mittag an einem kleinen osthessischen See gefunden worden war.

Die Polizei hält einen 27 Jahre alten Jura-Studenten für den Alleintäter. Haftrichter Werner Dimde schickte den Tatverdächtigen aus Frankfurt am Dienstag wegen des dringenden Verdachts auf erpresserischen Menschenraub und Mord in Untersuchungshaft, sagte ein Gerichtssprecher. Der Beschuldigte äußerte sich auf Rat seines Anwalts nicht zu den Vorwürfen. Der Mann hatte die Polizei mit seinen Aussagen an einen See beim osthessischen Schlüchtern gelenkt. Dort fanden Beamte kurz vor Dienstagmittag ein zusammengeschnürtes Bündel, in dem eine Kinderleiche steckte.

"Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" handele es sich bei der Leiche um den am Freitag entführten, elf Jahre alten Jakob von Metzler, sagte Frankfurts Polizeipräsident Harald Weiss-Bollandt. Das Kind sei vermutlich noch am Tag der Entführung getötet worden. Er selbst habe die Eltern vor der Pressekonferenz informiert. Sie hätten die schreckliche Nachricht mit "bewundernswerter Gefasstheit" aufgenommen. Obduktion und Identifizierung der Leiche sowie die Spurensicherung am Leichenfundort waren am Dienstagnachmittag noch nicht abgeschlossen.

Den Mord hat der Verdächtige bislang nicht explizit zugegeben. Nach Angaben des Ermittlungsleiters Gerhard Buddecker deuten aber viele Indizien und Bemerkungen auf seine Alleintäterschaft. Er soll auch das Lösegeld in Höhe von einer Million Euro persönlich abgeholt haben.

Der Jura-Student im 13. Semester habe in jüngerer Zeit versucht, mit den Kindern der Familie Freundschaft zu schließen, sagte Oberstaatsanwalt Rainer Schilling. Gegen den bereits wegen einer Straftat aufgefallenen Mann werde noch am Dienstag Haftbefehl wegen erpresserischen Menschenraubes und gegebenenfalls wegen Mordes beantragt. In seiner Wohnung hat die Polizei eine größere Menge Bargeld gefunden, dessen Herkunft aus dem Lösegeld noch geprüft werde.

Drei weitere Verdächtige im Alter zwischen 16 und 23 Jahren, die am Montag und Dienstag festgenommen worden waren, wurden wieder auf freien Fuß gesetzt. Gegen sie könne kein dringender Tatverdacht begründet werden, erklärte Schilling.

Polizeipräsident Weiss-Bollandt sprach von einem "menschenverachtenden Verbrechen". Die Tat sei in der jüngeren Geschichte zumindest des Polizeipräsidiums Frankfurt "ohne Beispiel". Die Polizei habe "alles menschenmögliche" unternommen, um das Leben des Jungen zu retten. "Leider scheint uns das nicht gelungen zu sein." Alle zur Verfügung stehenden Mittel seien eingesetzt worden. Für die Ermittler habe die Maxime gegolten "Das Leben des Kindes hat Vorrang", sagte Einsatzleiter Buddecker.

Die Polizei war vom Beginn der Entführung am Freitagmittag in das Geschehen eingeschaltet. Der Täter habe zunächst erkennen lassen, dass er sich an seine Planungen halte und sei von der Polizei beobachtet worden. Als er nach der Lösegeldübergabe keine Anstalten machte, sein Opfer zu versorgen, habe man am Montag den Weg an die Öffentlichkeit gewählt. Jakob von Metzler war am Freitagvormittag nach Schulschluss im Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen entführt worden. Zuletzt hatte ihn ein Mitschüler gesehen, als er in der Nähe seines Elternhauses aus einem Linienbus stieg.

Das Frankfurter Bankhaus Metzler zählt zu den wichtigsten Beratern in Deutschland bei Börsengängen, Übernahmen oder Fusionen von Unternehmen. Das Investmentbanking ist erklärter Schwerpunkt des Hauses. Die 1674 ursprünglich als Tuchhandlung gegründete Privatbank ist das älteste noch im Familienbesitz befindliche Geldinstitut Deutschlands. Die Eigentümerfamilie ist darüber hinaus für ihr soziales Engagement bekannt. Sie unterstützt soziale Einrichtungen für Kinder, Behinderte oder unheilbar Kranke, Museen und die Frankfurter Goethe-Universität.

(RPO Archiv)
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