Offenbar aufgeklärt Erdrückende Beweise gegen mutmaßlichen Serienmörder

Gießen (rpo). Die Polizei in Gießen hat den mutmaßlichen Serienmörder verhaftet, der zuletzt die 18-jährige Schülerin Anna S. aus Kassel getötet haben soll. Mehrere Hinweise von Bürgern führten zum Fahndungserfolg. Die Beweise gegen den Mann seien erdrückend, erklärte die Polizei - ihm werden drei Frauenmorde und ein Mordversuch vorgeworfen.

Gegen den Mann sei Haftbefehl erlassen worden, er habe die Taten inzwischen gestanden, teilte der Siegener Staatsanwalt Manfred Lischek am Donnerstag auf einer Pressekonferenz im Polizeipräsidium Dillenburg mit. Nach seinen Angaben hat der verheiratete 29-jährige Fernfahrer aus Haiger im Lahn-Dill-Kreis alle Verbrechen aus sexuellen Motiven begangen. Er wurde auf Grund mehrerer Hinweise von Bürgern am Mittwoch gegen 19.00 in seiner Wohnung festgenommen.

Der Verhaftete soll die 31-jährigen Polin Aneta B. aus Dillenburg getötet haben, außerdem am 15. November 2003 die Prostituierte Nicole U. aus Köln und womöglich im Mai 2004 die 32-jährige Nicole F., die als Prostituierte unter dem Namen "Sammy" arbeitete. Die 25-jährige Prostituierte Asta J. aus Moers überlebte am 19. Oktober 2004 die Begegnung mit dem Täter. Zuletzt tötete der Mann die 18-jährige Schülerin Anna s. aus Kassel.

Jahrelang in Deutschland unterwegs

Die Ermittler berichteten, dass der Fernfahrer jahrelang in Deutschland unterwegs war. Bisher war er lediglich wegen eines Straßenverkehrsdeliktes in Erscheinung getreten. Er gestand die Taten den Angaben zufolge bei seiner Festnahme am Mittwochabend.

Nachdem die Polizei am 26. Juli die Fahndung nach dem Serientäter veröffentlicht hatte, geriet er den Angaben zufolge offenbar in Panik. Denn am Abend oder in der Nacht zum 27. Juli warf er eine Plastiktüte mit dem Portemonnaie und Handy von Anna S. aus dem Auto auf eine Rheinbrücke der Bundesstraße 288 zwischen Duisburg und Krefeld.

Überprüft wurden vor allem Speditionsunternehmen, die im Güterverkehr zwischen Nordhessen und dem Rheinland bis nach Krefeld und Duisburg unterwegs sind. Auf die Daten zur Mauterfassung konnte die Polizei wegen Datenschutzes nicht zurückgreifen. Deshalb diskutierten Politiker über eine Gesetzesänderung.

Polizeipräsident Manfred Schweizer äußerte "große Erleichterung" darüber, dass der Mann jetzt keine weiteren Frauen mehr umbringen könne. Zur Aufklärung trugen Berichte regionaler Zeitungen mit einer Phantomzeichnung aus dem Jahr 2004 bei, wie die Polizei mitteilte. Am Mittwoch gingen bei der Soko "Eisern" drei direkte, teils anonyme Hinweise auf den Beschuldigten ein.

Die Ermittler waren bei ihrer Arbeit bereits davon ausgegangen, dass es sich bei dem Täter um einen Fernfahrer handelt.

Einzelheiten zu den Morden

Einige Einzelheiten zu den Morden: Die Polin Aneta B. aus Dillenburg verschwand am 24. Oktober 2005 und wurde am 1. November 2005 in einem Wald bei Siegen-Eisern an einer Autobahn gefunden. Außerdem soll er die 32-jährige Prostituierte Nicole U. aus Köln getötet haben. Auf dem Autobahn-Parkplatz Scharfenstein bei Gudensberg war schließlich am 8. Juli dieses Jahres die entkleidete Leiche der 18-jährigen Anna S. aus Kassel gefunden worden. Ein DNA-Test zeigte eine Verbindung zwischen den Taten an.

Der Täter kommt möglicherweise auch für den Fall der 32-jährigen Nicole F. in Frage, die als Prostituierte unter dem Namen "Sammy" arbeitete und zuletzt lebend am 6. Mai 2004 auf einem illegalen Straßenstrich in Kassel gesehen worden war. Am nächsten Morgen fanden Waldarbeiter ihre spärlich bekleidete Leiche auf einem Lagerplatz bei Gudensberg im Schwalm-Eder-Kreis.

Überlebt hatte die 25-jährige Prostituierte Asta J. aus Moers, die am 19. Oktober 2004 in einen Lastwagen stieg. Der Fahrer fuhr in Richtung Wesel, würgte die Frau und stach auf sie ein. Die Schwerverletzte wurde von einer Autofahrerin an der A57 mitgenommen. In diesem Fall gibt es nach Polizeiangaben eine 100-prozentige Übereinstimmung der Täter-DNA.

(ap)
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