Düsseldorf Erste Hilfe gegen Pannen

Düsseldorf · Ein platter Reifen oder eine defekte Schaltung können das Aus für jede noch so gut geplante Fahrradtour bedeuten. Damit das nicht passiert, gibt es hilfreiche Werkzeuge - aber auch die etwas anderen Tipps vom Profi.

Wer mit einem Holland-Damenrad 7000 Kilometer durch Kanada und Alaska radelt, sollte zumindest das nötigste Werkzeug dabei haben. Denn gerade bei einem Rad, das fast so viele Jahre wie man selbst auf dem Buckel hat, sind ein platter Reifen oder eine gebrochene Speiche nicht ausgeschlossen. Doch Klaus Lüttgen, der 123 Tage auf dieser Tour unterwegs war, hält nicht viel davon, massenhaft Werkzeug mitzuschleppen. "Je simpler man es hält, desto leichter kann man es selbst reparieren", lautet das Credo des Grevenbroichers.

Ganz unvorbereitet jedoch sollte niemand eine Radtour antreten. Dabei ist wichtig, ob man nur ein paar Kilometer durch die stadtnahe Natur radelt oder in abgelegenen Gegenden unterwegs ist. Denn nicht immer liegt die nächste Werkstatt an der Ecke. Dabei gilt: "Das beste Werkzeug nützt nichts, wenn ich nicht vorher geübt habe, wie ich es benutze", sagt der ehemalige Sechstage-Profi Andreas Beikirch. Als er noch für den VfR Büttgen (Kaarst) gefahren ist, ist er bei seinen Trainingseinheiten so manches Mal in die Bredouille geraten. Das leichteste Werkzeug, sagt er, ist dann Kleingeld, "um meine Frau anzurufen, damit sie mich abholt".

Wer im Fall der Fälle selbst Hand anlegen möchte, sollte eine Grundausstattung dabei haben. Dazu gehört laut Allgemeinem Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) ein Multifunktionswerkzeug. Wie ein Schweizer Taschenmesser enthält dieses mehrere Werkzeuge wie etwa einen Innensechskantschlüssel und Schraubendreher. "Man sollte aber zu Hause prüfen, ob das Werkzeug mit dem Rad kompatibel ist", sagt Beikirch. Das gilt auch für die Pumpe, denn nicht jede hat das passende Ventil. "Manchmal braucht man eine Verlängerung. Man kann auch eine Pumpe mit CO2-Kartusche benutzen", sagt Beikirch. Auch das sollte man üben. Denn dabei hat man nur einen Versuch. Setzt man die Pumpe falsch an und die Luft entweicht, ist die Kartusche leer - und der Reifen auch.

Von allzu viel Werkzeug für unterwegs hält Beikirch genauso wenig wie Lüttgen. "Wenn ich das alles wirklich brauche, ist der Defekt meist schon sehr groß", sagt er. Wer allerdings durch ferne Länder tourt, dem kann eine umfangreiche Ausstattung durchaus helfen. Denn dort sind nicht immer die richtigen Ersatzteile zu bekommen. Das Nötigste wie neue Bremsklötze gehören dann auf die Packliste. Bei langen Radtouren durch abgelegene Regionen hilft einem aber nicht unbedingt das Trendfahrrad. "Die Ersatzteile dafür sind manchmal nicht so leicht zu bekommen, und wenn doch, dann sind sie teuer", weiß Lüttgen.

Neben dem Multifunktionstool sollte man auch mehrere Reifenheber im Gepäck haben. Die sollten aus Kunststoff sein, damit die Felge nicht beschädigt wird. Auch am Multifunktionstool sollte man nicht sparen. "Das Werkzeug sollte eine gewisse Qualität haben, sonst macht man sich mit minderwertigem Stahl die Schrauben kaputt", sagt Heribert Adamsky vom ADFC NRW. Mit dem Reifenheber kommt man bei einer Panne an den Schlauch heran, um diesen zu flicken. Oder man packt direkt einen Ersatzschlauch ein. Denn bei schlechtem Wetter geht es im Zweifel schneller, den Schlauch zu wechseln, als im Regen nach einem Loch zu suchen und dieses zu flicken. Tipp vom Profi: "Eine Regenjacke sollte immer, auch im Sommer, mit dabei sein. Man kann eben nie wissen", sagt Beikirch. Flickzeug sei aber immer ein guter Begleiter, sagt Adamsky. "Gerade in unwegsamem Gelände kann der Reifen mehr als einmal beschädigt werden. Außerdem muss man zum Schlauchwechseln manchmal umständlich das Rad auseinanderbauen - da ist Flickzeug die bessere Alternative." Klaus Lüttgen weiß, wovon Adamsky spricht. "Es dauerte bei meinem Hollandrad etwa 1,5 Stunden, den Reifen zu wechseln." Wer ein bisschen Übung im Flicken seines Rades hat, der kann auch einen Kettennieter mitnehmen, um eine gerissene Kette zu reparieren, und einen Speichenschlüssel, um im Fall eines Speichenbruchs das Rad provisorisch zu zentrieren.

Um sich den Pannen-Teufel möglichst lange vom Leib zu halten, sollte das Rad gut in Schuss sein. Vor der Tour empfiehlt es sich, den Drahtesel von einem Profi unter die Lupe nehmen zu lassen. Der erkennt, wo Schwachstellen sind, welche Schraube kurz vor dem Durchrosten ist und welche Speiche schon wackelt. Ein Auge dafür hat Jan Hüttenbernd vom Fahrrad-Werkstatt-Café "Schicke Mütze" in Düsseldorf. Er und sein Team checken die Bikes der Kunden: Funktioniert die Bremse und das Licht? Sind alle Schrauben festgezogen? "Wir überprüfen alles, was sicherheitsrelevant ist", sagt Hüttenbernd. Wer sich mit seinem Fahrrad auskennt, kann den Check auch selbst vornehmen - ansonsten hilft der Profi. Wer einen Termin in einer Fahrradwerkstatt bekommen will, sollte sich bald kümmern. "Bei uns haben wir bei gutem Wetter Wartezeiten von bis zu einer Woche", sagt Hüttenbernd.

(RP)
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