Spurensuche nach Unfall auf A 31 "Es hätte noch schlimmer ausgehen können"

Gronau/Heek · Auf der A 31 bei Münster sind 52 Autos ineinander gefahren. Drei Menschen starben, 35 wurden verletzt. Die Strecke blieb für mehr als 24 Stunden gesperrt. Die Unfallwagen wurden sichergestellt. Als Ursache nennt die Polizei Nebel, hält aber auch Unachtsamkeit der Fahrer für möglich.

Mehrere Tote und Verletzte auf A 31
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Mehrere Tote und Verletzte auf A 31

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Die Autobahn 31 bei Gronau gegen 19.15 Uhr am Freitagabend: Wie immer herrscht auf den beiden Fahrspuren in Richtung Emden wenig Verkehr. Plötzlich kollidieren im abendlichen Nebel zwei Limousinen. Ein leichter Unfall mit nur geringem Blechschaden, aber enormen Auswirkungen: Den ausgelösten Stau bemerken viele Fahrer bei vermutlich schlechter Sicht viel zu spät. Nach und nach stoßen 52 Fahrzeuge zusammen. Die gerufenen Rettungskräfte blicken kurz darauf auf ein Trümmerfeld.

Der Unfall zwischen den Anschlussstellen Heek und Gronau-Ochtrup war eine der heftigsten Massenkarambolagen in NRW: Drei Menschen im Alter von 28, 44 und 50 Jahren starben, 35 wurden teils schwer verletzt. Rund 50 unverletzte Beteiligte mussten seelsorgerisch betreut werden. 150 Feuerwehrleute und 250 Rettungskräfte waren bis in den späten Samstagabend im Einsatz: Mehr als 24 Stunden dauerte es, bis die Polizei die Strecke wieder freigeben konnte.

Weil sich das Knäuel der Autowracks auf der A 31 auf die gesamte Breite erstreckte, erwies sich die Bergung der Fahrzeuge als besonders schwierig. Erst nachdem die Feuerwehr die Mittelleitplanken abmontiert hatte, kamen Unfallermittler und Abschleppdienste schneller voran.

Unfallursache schwer zu ermitteln

Die genauen Unfallursachen können nach Auskunft der Polizei erst im Laufe der Woche ermittelt werden. "Fakt ist, dass es Nebelbänke gab", teilte ein Polizeisprecher mit. Als die Rettungskräfte an der Unfallstelle eintrafen, soll die Sichtweite aber bei 150 Metern gelegen haben. Ob überhöhte Geschwindigkeit und zu dichtes Auffahren von Unfallbeteiligten auch eine Rolle spielten, steht noch nicht fest.

Um Klarheit zu bekommen, benötigt die Polizei die Aussagen der beteiligten Autofahrer, die zum Teil noch in den umliegenden Krankenhäusern behandelt werden. Außerdem müssen die zahlreichen Spuren auf der Strecke und an den Fahrzeugen zugeordnet und ausgewertet werden. "Jedes Auto wird einzeln auf Lackspuren überprüft ", erklärte der Kfz-Sachverständige Bernd Hüsges aus Willich, den die Polizei regelmäßig bei schweren Verkehrsunfällen als unabhängigen Gutachter hinzuzieht.

Die verunfallten Fahrzeuge bleiben deshalb in den nächsten Tagen zunächst sichergestellt. "Natürlich dürfen Wertgegenstände abgeholt werden, das Auto selbst erhalten die Eigentümer aber erst zurück, wenn die letzten Überprüfungen von Spuren und technischen Mängeln abgeschlossen sind", sagte Bernd Hüsges.

Zwei Menschen starben, weil sie das Auto verließen

"Wie man sich im Falle eines Massenunfalls richtig verhält, kann immer nur situativ entschieden werden", betonte Polizeihauptkommissar Brockhues, der den Großeinsatz von der Leitstelle Münster aus führte. Zunächst im Auto sitzen zu bleiben oder sich möglichst schnell außerhalb des Wagens in Sicherheit zu bringen — beides sei mit Gefahren verbunden.

Besonders tragisch: Zwei der drei Todesopfer von der A 31 starben, als sie sich aus ihren verkeilten Autos befreit hatten und auf dem Weg zum sicheren Straßenrand von herannahenden Fahrzeugen erfasst wurden. Ob sie in ihren Wagen überlebt hätten? Diese Frage lässt sich nicht beantworten.

Es hätte noch schlimmer kommen können

Fest steht nur, wie Ermittlungsleiter Werner Schümchen sagte: "Es hätte noch schlimmer ausgehen können." Am Ende des langen Blechknäuels standen zwei große Sattelzüge, die gerade noch rechtzeitig bremsen konnten.

Die Massenkarambolage bei Gronau war nur einer von sechs tödlichen Unfällen, bei denen am Wochenende in NRW zwölf Menschen starben. Fünf Tote forderte am Samstag ein Frontalzusammenstoß zweier Wagen in Aachen. Am Sonntag rasten zwei junge Männer mit dem Auto in Schwalmtal (Kreis Viersen) gegen einen Baum, dabei starb ein ein 31-Jähriger.

(RP/pst)
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