Düsseldorf Facebook greift durch neue Richtlinien noch mehr Daten ab

Düsseldorf · Wer im Internet unterwegs ist, hinterlässt dort Fußabdrücke - die besuchte Seite platziert oft einen sogenannten Cookie auf dem Rechner des Anwenders. Cookies werden etwa genutzt, um Profile über das Surfverhalten eines Benutzers zu erstellen. Das soziale Netzwerk Facebook macht sich das schon länger zunutze, und setzt dem Ganzen mit neuen Richtlinien jetzt einen drauf. Morgen treten die neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) in Kraft, mit denen der Konzern Werbeflächen gezielter auf den Nutzer zuschneiden kann. Gestern befasste sich auch der Bundestagsausschuss mit den neuen Facebook-Bedingungen.

Was genau sich durch die neuen AGBs ändert, erklärt Michael Terhaag, Fachanwalt für IT-Recht: "Gezielte Werbung ist nicht ganz neu, jedoch wurde bislang die personalisierte Werbung aus den Facebook-Aktivitäten und den ,Gefällt-mir'-Angaben des Nutzers generiert. Künftig sollen aber auch besuchte Internetseiten mit in die Bewertung einfließen." Die Informationen bekommt Facebook aus dem Pfad, den der Nutzer mit den Cookies hinterlässt. "Sobald man bei Facebook angemeldet ist, kann der Konzern auf die Daten zugreifen", sagt Terhaag.

Gestern diskutierte der Rechtsausschuss über die geplanten Änderungen. Abgeordnete und Datenschützer kritisierten, dass Facebook nicht ausreichend Auskunft darüber gebe, welche Nutzerdaten gesammelt und verknüpft würden. Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar erklärte, es sei unklar, ob aus den Daten Nutzerprofile erstellt würden und ob die Nutzung von Facebook als Einwilligung ausreiche. "Facebook ist nach wie vor nicht der Meinung, dass deutsches Datenschutzrecht gilt", sagte er. Facebook hat seinen EU-Sitz in Irland. Dort sind die Datenschutzstandards niedriger als in Deutschland. Datenschützer drohen Facebook in Deutschland sogar mit einem Bußgeld. Sollte das Internet-Netzwerk mit der Einführung der neuen AGBs Kundendaten innerhalb des Konzerns übermitteln, werde dies per Anordnung untersagt, so Caspar. Facebooks Europachef Lord Richard Allan lehnte eine Stellungnahme ab.

Terhaag rät zu zwei Maßnahmen, um seine Spuren im Internet zumindest ein wenig zu verwischen. "Facebook plant wohl auch, Standortdaten mit Werbung und Kontakten zu verknüpfen. Wer unterwegs ist, bekommt möglicherweise Restaurants und Shops in der Nähe angezeigt." Deshalb empfiehlt er, auf dem Smartphone Facebook den Zugriff auf die Standortdaten zu untersagen. Zudem sollte man auf seinem Rechner die Einstellungen dahingehend ändern, dass die Cookies nach jeder Sitzung automatisch gelöscht werden. Weitere Tipps gibt es unter youronlinechoices.com

(RP)
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