Gerlinde Breidling "Familien sollten sich ,Monsieur Claude' anschauen"

Die Meerbuscher Psychotherapeutin gibt Tipps, wie das Fest mit allen Beteiligten gelingen kann.

Gibt es eine allgemeine "goldene Regel" für die Feiertage?

Breidling Es gibt eine Regel, die nicht nur zur Weihnachtszeit gilt: Alle Familienmitglieder kommunizieren frühzeitig, was jeder sich zum Familienfest vorstellt und wünscht und was dann in Abstimmung machbar ist.

Was soll man tun, wenn man bei Eltern, Schwiegereltern und Großeltern eingeladen ist - aber naturgemäß nicht überall gleichzeitig sein kann?

Breidling Das lässt sich nicht allgemein beantworten. Hier mag es Traditionen geben, die von allen oder einigen Familienmitgliedern gerne wahrgenommen werden. Auch mit Blick auf Kinder ist es wünschenswert, wenn sie solche Traditionen erleben. Werden diese aber als erdrückend erlebt, ist es erlaubt, die traditionellen Abläufe zu ändern und dies den anderen Familienmitgliedern frühzeitig mitzuteilen.

Was soll ich verschenken, damit kein Neid aufkommt?

Breidling Wichtig ist, dass jeder sich Gedanken darüber macht, ob sich die Beschenkten freuen werden. Man kann nach einer Wunschliste fragen, aber auch Überraschungen sind erlaubt. Sicher ist es wenig förderlich für leuchtende Kinderaugen, wenn sie gerade an diesem Abend eine unnötige Ungleichbehandlung erfahren. Enttäuschungen wird man dennoch nicht ganz verhindern können.

Zum Essen: Wie bekomme ich Vegetarier, Traditionalisten und Laktoseintolerante unter einen Hut?

Breidling Traditionen spielen auch hier eine Rolle, sollten aber nicht wie "festgemeißelt" die Tafel beherrschen. Vielleicht liegt die Lösung in einem jährlichen Wechsel zwischen Gerichten. Mitentscheidend - und das nicht zu gering - ist, dass der Küchenchef nicht durch Sonderwünsche mehr als nötig belastet wird.

Wie schaffe ich es, mein Weihnachten so zu feiern, wie ich es will?

Breidling Auch wenn Weihnachten ein Familienfest ist, spricht nichts dagegen, dass jedes Familienmitglied Raum und Zeit findet, seinen eigenen Wünschen nachzugehen. Nicht alle müssen immer alles gemeinsam machen.

Wie beende ich höflich das Fest? Und wie komplimentiere ich den betrunkenen Onkel aus dem Haus?

Breidling Vielleicht bietet sich hier die amerikanische Einladungstradition an, bei der von vorneherein auf der Einladung nicht nur der Beginn, sondern auch das Ende mitgeteilt wird. Es ist auch in Ordnung, die Gäste zu einem als geeignet empfunden Zeitpunkt zu verabschieden.

Gibt es eine Empfehlung, wie man sich auf den "Ausnahmezustand Weihnachten" vorbereitet?

Breidling Es könnte hilfreich sein, sich den Film "Monsieur Claude und seine Töchter" mit der Familie anzuschauen. Er zeigt auf sehr unterhaltsame Weise eine kompakte Familienproblematik und deren Entschärfung.

DIE FRAGEN STELLTE JESSICA KUSCHNIK.

(RP)
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