Interview mit Jonas Nay 18-Jähriger verliebt sich in seine Lehrerin

In dem Liebesdrama "Schweigeminute" geht es um eine heikle Liaison zwischen einem Schüler und seiner Lehrerin. Das Verhältnis sorgt schnell für Gerede. Im Interview spricht der Darsteller über den Film und seine erste große Liebe.

Herr Nay, Ihre Filmfigur Christian verliebt sich in eine Lehrerin, seine erste große Liebe. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre erste Liebe?

Jonas Nay Die erste große Liebe hatte ich mit 16. Sie hielt zweieinhalb Jahre und hatte ebenfalls mit einem Altersunterschied zu tun: Auch ich war jünger. Bei "Schweigeminute" fand ich mich in vielem wieder. Diese Überromantisierung der ersten Liebe, diese Naivität - all das kenne ich von mir auch. Man hat ja doch ein wenig ein verzerrtes Bild davon. Und natürlich hätte ich für meine erste Liebe ebenfalls alles getan und Felsen verrückt. Genau das fängt Siegfried Lenz ganz großartig in dieser Novelle ein.

Was war für Sie das Reizvolle an "Schweigeminute"?

Nay Durch Siegfried Lenz' Art zu schreiben, erlebt man die Liebesgeschichte rein durch die Subjektivität der Gedanken von Christian. Es ist ein Stoff, der mich total reizte, weil er mit so wenig Handlung auskommt und sich so auf das Zwischenmenschliche und die kleinen Feinheiten konzentriert - eine sehr große Herausforderung an eine Drehbuchadaption. Ich war daher enorm gespannt auf das Skript und dann davon sehr angetan, weil es einen eigenen, feinen Erzählstil hat.

Sie selbst sind Student, aber auch als Schauspieler in Film und TV gefragt. Wie teilen Sie sich das ein?

Nay In den letzten anderthalb Jahren habe ich mir Zeit genommen, erst einmal alles zu verarbeiten. Ich habe drei Semester am Stück studiert, "Schweigeminute" etwa entstand nur während der Semesterferien. Diese Zeit des Runterkommens habe ich gebraucht. Ich hatte mich bis dahin ja noch nicht einmal richtig als Schauspieler gesehen, sondern eher gedacht, dass alles bestimmt gleich wieder vorbei ist. Jetzt weiß ich, dass ich zwar weiterhin Musiker im Herzen bin, doch da schlägt auch noch ein zweites Herz - für die Schauspielerei. Mal schauen, wie der Weg weitergeht.

Führt der Weg nach Hollywood?

Nay Ob er dahin führt, weiß ich nicht. Er würde aber auf jeden Fall nicht dort enden. Auch wenn internationale Produktionen folgen sollten, ob in Europa oder Hollywood: Ich bin enorm heimatverbunden. Ich habe zum Beispiel gerade eine NDR-Produktion mit Lars Jessen in Dithmarschen gedreht und das sehr genossen. Drehzeit ist Lebenszeit, deswegen waren mir schon immer Projekte wichtig, auf die ich Lust hatte. Davon gibt es in Deutschland ganz viele und ganz tolle. Wir haben großartiges Fernsehen und Kino.

Und wo wird man Sie demnächst sehen - im Hörsaal oder vor der Kamera?

Nay Meine Bachelorarbeit habe ich gerade abgeschlossen, jetzt lege ich ein Urlaubssemester fürs Drehen ein, die Fortsetzung des ZDF-Dreiteilers "Tannbach" etwa steht an. Und für den Dreh zu "Deutschland 86" halte ich mir sowieso alles frei.

Dorit Koch (dpa) führte das Gespräch.

(RP)
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