RTL-Kuppelwahnsinn "Adam sucht Eva" Vögel, Fische, Nackte, Haie

Köln · Der Kampf um Quoten treibt bizarre Blüten. In seiner Datingshow "Adam sucht Eva" ließ RTL gestern drei Nackte aufeinander los. Schnell zeigt sich: Ein schamloses Konzept ersetzt keine intelligente Unterhaltung. Oder in den Worten eines Insel-Kandidaten: "Ja, krass auf jeden Fall."

Adam sucht Eva 2017 - Diese Promi-Kandidaten ziehen auf die Insel
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Adam sucht Eva 2017 - Diese Promi-Kandidaten ziehen auf die Insel

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Foto: MG RTL D

Adam trifft Eva. Mit seiner neuen Datingshow gab RTL vor, ein Sozialexperiment zu starten. Leitende Fragestellung: Was macht das mit uns, wenn wir uns völlig unbekleidet in einer paradiesischen Umgebung kennenlernen? Mit den Klamotten könnten ja auch gesellschaftliche Konventionen über Bord gehen. So frei, ungebunden und natürlich wie bei den Hippies und den Wilden.

Mit einer bemerkenswerten Penetranz hämmerte RTL im Verlauf der auf einer Südsee-Insel abgedrehten Show auf dieser Idee herum. Im Off-Text wird von "Liebe in ihrer reinsten Form" gesäuselt, Moderatorin Nela Lee fragt in vollendeter Unschuld, ob es einem wohl leichter fällt, jemanden unvoreingenommen kennenzulernen, wenn man dem anderen "natürlich gegenübertritt", so ganz ohne schützende Hüllen wie Kleidung, Statussymbole oder Make-up.

Peinlich sind ganz andere Sachen

Als Versuchskaninchen wirken in der am Donnerstag ausgestrahlten Premiere zunächst Ricarda (Medizinstudentin, 23) und Thomas (Berufsberater, 27) mit. Mit einem Floß dürfen beide getrennt voneinander zur Insel paddeln, sich währenddessen ihrer Kleider entledigen und kurz vor dem Ufer nackig wie Gott sie schuf ins azurblaue Wasser springen.

Als Zuschauer erfährt man, was sie sich denn so dabei denken, wenn sie in einer Nackt-Datingshow mitmachen. Schon mit den ersten Statements wird klar: Bis auf die Bekleidung bleibt alles so wie man es schon von anderen Kuppelshows kennt. Beschämend wird es nicht, weil nur noch nackte Haut zu sehen ist, sondern wenn Unbeholfenheit zur Schau gestellt wird.

Bodenlos banal

Über die Mattscheibe flimmert bodenlos Banales, eine Dämlichkeit reiht sich an die nächste. Beispiele Bittesehr: Ricarda kann sich vorstellen, dass Nacktheit ganz natürlich ist. Aber auch, dass das irgendwie sexuell aufreizend sein kann. Thomas findet auch Frauen mit kleinen Brüsten toll und Sex findet er wichtig, um sich gut zu fühlen. Ricarda glaubt, dass ein Nackt-Dating eine Möglichkeit sein kann, einen Mann kennenzulernen. Und Thomas sieht ein, dass er nicht mit Klamotten oder so was punkten kann. "Aber vielleicht gefällt ihr ja mein Körper."

Höhepunkt der Show ist das erste Aufeinandertreffen der zwei am Strand. Die Kamera bleibt im dezenten Bereich, beschränkt sich weitgehend auf die Körper oberhalb der Gürtellinie oder die Popo-Perspektive. Als sich Thomas und Ricarda dann begegnen, entspinnt sich ein Dialog mit denkwürdigen Satzfragmenten.

"Hallo, ich bin Thomas."

"Ich bin Ricarda."

"Und wie geht's dir?"

"Ich weiß auch nicht. Schon alles sehr überwältigend."

"Ja, krass auf jeden Fall."

Thomas blickt zur Seite. "Puh!"

Man tauscht sich aus, lernt sich kennen.

"Ich komme aus Köln."

"Echt? Ich auch."

Pause.

"Nach ein paar Tagen sind wir richtig braun."

Beide halten die Arme aneinander, Bräunungsgrad vergleichen.

"Ich bin gespannt was für Tiere hier überhaupt so."

"Ja. Vögel. Fische. Bunte? Haie."

"Ja, ein komischer Vogel steht schon mal vor dir."

Lachen.

Wie man das aus anderen Beziehungs- und Datingshows kennt, sprechen die Kandidaten später vor der Kamera über ihre Eindrücke, Gefühle und das Gegenüber. Ricarda ist noch unsicher, Thomas fast schon begeistert. Denn: "Sie hat wahnsinnig schöne Augen. Und 'n tollen Haarschnitt." Auf die nackten Tatsachen mag er lieber nicht eingehen.

So in etwa geht es weiter. Einen dramaturgischen Kniff versetzt RTL dem Ganzen, indem es mit dem eher machohaften Ricardo noch einen zweiten Adam auf die Insel schickt. Auch ohne Klamotten wird gegockelt und gebalzt, was die Hormone hergeben. Mit Spielchen wird der Wettbewerb zusätzlich angeheizt. Die Herren sollen ihre Eva malen, Ricardos Triumph wird mit einem Einzeldate belohnt, Thomas kämpft mit einer Muschelkette um Ricardas Gunst.

Das Thema Nacktheit hat sich zu diesem Zeitpunkt schon verflüchtigt, stattdessen werden wie üblich Gefühle zur Schau gestellt, öffentlich diskutiert, neu gewichtet und in Szene gesetzt. Was man davon wirklich zu halten hat, weiß der treue Zuschauer längst von Formaten wie dem Bachelor, wo die innigsten Beziehungen in der Regel nur wenige Millisekunden nach der Ausstrahlung des großen TV-Finales verpuffen.

"Wir haben zwei Menschen glücklich gemacht", bilanziert Nela Lee zum Schluss der ersten Insel-Show, als sich Ricarda und Thomas auch endlich mal angezogen gegenübertreten dürfen. In der nächsten Ausgaben soll der Spieß umgedreht werden: Dann buhlen zwei Evas um die Gunst eines männlichen Inselbewohners.

(pst)
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