"Polizeiruf 110" Adel, Geld und Staatsgewalt

München · In so einer Welt möchte man nicht leben: Politiker, die unter dem Deckmantel der Staatsgewalt die Welt skrupellos nach ihrem Willen lenken. Im neuen Münchner Polizeiruf ist Hauptkommissar von Meuffels einem solchen Netz aus Intrigen, Korruption und Gewalt auf der Spur.

Polizeiruf 110: "Fieber"
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Polizeiruf 110: "Fieber"

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Eine Journalistin stirbt. Angeblich war es ein Mord aus Eifersucht. In Wirklichkeit steckt aber mehr dahinter. Denn die Tote wusste zu viel - von Korruption, von millionenschweren Schwarzgeldkonten und von Einfluss an allerhöchster Stelle. Im Münchner Polizeiruf "Smoke on the water" folgt Hauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) ihren Spuren und landet bei einem Unternehmen, das Satellitenleitsysteme für die Rüstungsindustrie entwickelt.

Bald stellt von Meuffels fest: Alles dreht sich immer wieder um den aufstrebenden Politiker und Unternehmer Joachim von Cadenbach - hervorragend gespielt von Ken Duken -, der wegen seiner Kontakte zur Waffenindustrie von aufgebrachten Friedensaktivisten verfolgt und bedroht wird.

Vor allem die Freundin der Toten, Corry Hüsken (Judith Bohle), gibt keine Ruhe. Gemeinsam mit von Meuffels will sie die Wahrheit herausfinden. Dabei wird es bald brisant und vor allem gewalttätig. Polizisten treiben ein doppeltes Spiel: Ordnungshüter in staatlicher Uniform, die sich hinter weißen Masken verbergen und wie ferngesteuerte Racheengel wirken.

Von Meuffels ist äußerst distanziert und gibt nichts von sich preis. Keine Spur von den Gefühlen wie in der vorangegangenen Folge, als er sich in eine Justizbeamtin verliebte. Der intimste Moment ist eine Szene, in sich von Meuffels und Corry ihre alten Wunden und Narben zeigen. "Ist es nicht seltsam, das Glück nie Spuren hinterlässt?" sinniert Corry. Doch kurz darauf ist der Kommissar wieder preußisch zugeknöpft, wenn er mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Er war an derselben Schule wie von Cadenbach. Der Adel hält zusammen, hofft zumindest der smarte Politiker mit Brille und zurückgegelten Haaren.

Der Krimi des Bayerischen Rundfunks (Regie: Dominik Graf) ist unruhig inszeniert, schlaglichtartig blitzen eingefrorene Bilder auf - wie Fotos. Schade nur, dass der rote Faden der Geschichte ab und zu verloren geht zwischen Ökoterrorismus, politischen Machtspielen und persönlichen Eitelkeiten. Dafür wird deutlich, wie unheimlich die staatliche Macht werden kann, wenn sie von falscher Stelle aus gesteuert wird. Am Ende eskaliert alles in einem blutigen, brutalen Kammerspiel, in dem es kaum Gewinner gibt.

"Polizeiruf 110 - Smoke on the water", ARD, So., 20.15 Uhr

(dpa)
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