Nach TV-Auftritt Alice Schwarzer stellt Kachelmann bloß

(RPO). Der Auftritt von Alice Schwarzer in der Sendung "Anne Will" vom Sonntag könnte sich nun zu einer Posse entwickeln. Nach ihrem Auftritt hat die Herausgeberin des feministischen Magazins "Emma" nämlich Post vom Wettermoderator Jörg Kachelmann erhalten. Auf ihrer Internetseite antwortet sie ihm daraufhin öffentlich.

Chronik: Der Fall Jörg Kachelmann
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Foto: ddp

In der Talkrunde von Anne Will am Sonntagabend sorgte der Fall Kachelmann für heftige Diskussionen. Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer warf der Spiegel-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen vor, sie halte Kachelmann für unschuldig. Dies bestritt Friedrichsen. Die mutmaßlich Geschädigte habe durch ihre Lügen ihre Glaubwürdigkeit stärken wollen.

In der Sendung fand Alice Schwarzer harte Worte für den wegen Vergewaltigung angeklagten Moderator: "Wenn das alles stimmt, was die Medien schreiben, dass er fünf bis sechs Frauen die Ehe versprochen hat, jeder erzählt hat, er möchte mit ihr ein Kind, dann handelt es sich um einen ziemlich gestörten Menschen." Sie kritisierte außerdem, dass Kachelmann wegen seiner Medienerfahrung und seiner Anwälte klar im Vorteil sei.

In den Berichten sei vor allem Kachelmanns Ex-Freundin ungerecht dargestellt worden. Ihrer Meinung nach gebe es Anzeichen für die Glaubwürdigkeit der Klägerin: Dass sie nach der mutmaßlichen Vergewaltigung geputzt und CDs sortiert habe, sei eine typische Reaktion für ein Vergewaltigungsopfer. Sie nahm dabei Bezug auf das Tagebuch des Opfers, aus dem der "Focus" in seiner aktuellen Ausgabe zitiert.

In ihrem Weblog schreibt Alice Schwarzer am Montag, dass bei der Emma-Redaktion nach der Sendung eine E-Mail von Jörg Kachelmann eingegangen sei. Er habe die Redaktion daran erinnert, dass die sie ihn vor drei Jahren um einen Kommentar zum Emma-Jubiläumsbuch gebeten habe und er sich nun "höchstvorsorglich darum bewerben" wolle, die Redaktion zu besuchen. Thema: ein Bericht, wie es sich anfühle, wenn man "vier Monate unschuldig im Knast" sitze. An die "geschätzte Kollegin Schwarzer" ließ er "schöne Grüße" ausrichten, schreibt Schwarzer.

Alice Schwarzer nimmt diese Mail zum Anlass, noch einmal gegen den Angeklagten auszuholen. Es sei richtig, dass sie Kachelmann immer geschätzt habe. Sie verteidigt allerdings auch die differenzierte Berichterstattung ihres Magazins zu dem Fall Kachelmann. Entweder stimme der Vorwurf der Frau nicht, oder er verteidige sich auf Kosten des Opfers. "Und wie", fügt sie süffisant hinzu. An Kachelmann richtet sie dann noch die letzten Zeilen ihres Eintrags: "Vielleicht geht Ihnen aufgrund Ihrer Sexualpraktiken aber auch alles durcheinander. Vielleicht wissen Sie gar nicht, dass das kein Spielchen ist, wenn eine Frau im Ernstfall Nein sagt, sondern Ernst. Und übrigens: Auch nette Männer vergewaltigen manchmal, Kollege Kachelmann. Leider."

Im September beginnt der Prozess gegen den TV-Meteorologen. Ihm wird vorgeworfen, seine Ex-Freundin vergewaltigt zu haben. Er bestreitet die Tat. Am vergangenen Donnerstag war Kachelmann nach 132 Tagen aus der Untersuchungshaft entlassen worden, nachdem das Oberlandesgericht keinen dringenden Tatverdacht sah. Mittlerweile soll laut "Focus" die Staatsanwaltschaft Mannheim ein weiteres Ermittlungsverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung in einem anderen Fall eingeleitet haben.

(fb/felt)
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