Anne Will im TV-Check Minister Kilic sieht die Türken in der Opferrolle

Düsseldorf · Kleine Runde, großer Konflikt. Bei Anne Will saßen sich am Sonntagabend Peter Altmaier und der türkische Sportminister Akif Cagatay Kilic gegenüber. Neues mitzuteilen hatten sie nicht – das aber immerhin in drei Sprachen.

 Die Moderatorin Anne Will diskutiert mit Peter Altmaier (links) und dem türkischen Sportminister Akif Cagatay Kilic.

Die Moderatorin Anne Will diskutiert mit Peter Altmaier (links) und dem türkischen Sportminister Akif Cagatay Kilic.

Foto: Screenshot ARD

Kleine Runde, großer Konflikt. Bei Anne Will saßen sich am Sonntagabend Peter Altmaier und der türkische Sportminister Akif Cagatay Kilic gegenüber. Neues mitzuteilen hatten sie nicht — das aber immerhin in drei Sprachen.

Die Runde

War an diesem Abend übersichtlich. Anne Will hatte sich dazu entschieden, lediglich zwei Gäste einzuladen: Akif Cagatay Kilic, der türkische Minister für Sport und Jugend, und Kanzleramtschef Peter Altmaier. Das führte immerhin zu klaren Lagern und hielt das Ins-Wort-Fallen in Grenzen.

Darum ging's

Anne Will hatte ihre Sendung unter die Frage "Welcher Weg führt aus der Krise mit der Türkei?" gestellt. Doch dieser Frage ging die Moderatorin nur zu Beginn nach. Hartnäckig, aber erfolglos, weil Kilic sogleich beklagte, dass die türkische Familienministerin ihr Konsulat in Rotterdam nicht besuchen durfte.

Darum ging's wirklich

Peter Altmaier hatte die Position der Bundesregierung zu vertreten, Kilic war im Wahlkampf-Modus und vor allem daran interessiert, seinem Land die Opferrolle zu sichern nach dem Motto: Alle sind gegen uns, obwohl wir ein Rechtsstaat sind. Was er damit impliziert sagte: Und deshalb, liebe Türken, stimmt im Referendum mit Ja — was seiner Ansicht nach natürlich zu noch mehr Demokratie führe.

Wichtigster Satz

"Wir dürfen den Türken hier in Deutschland nichts über Deutschland erzählen, was nicht stimmt."

Kilic hatte gesagt, dass die Auftrittsverbote in Deutschland für türkische Minister an Nazi-Methoden erinnern. Altmaier machte mit seiner oben zitierten Antwort klar, weshalb dieser Vergleich so gefährlich ist: Weil Türkischstämmige in Deutschland auf diese Weise gegen das Land, in dem sie leben, aufgehetzt werden.

Zweitwichtigster Satz

"Die Presse schreibt das, was sie möchte, und nicht das, was ihr die Regierung vorschreibt."

Kilic hatte ein "Spiegel"-Cover mitgebracht, das einen Monat nach dem Putsch titelte "Brennpunkt Türkei". Damit wollte er deutlich machen, wie schlecht über die Türkei berichtet wird, obwohl diese durch innere und äußere Feinde bedroht ist. Altmaier stellte daraufhin klar, dass die Bundesregierung nicht darüber entscheidet, was im "Spiegel" steht. Was er damit auch meinte: In der Türkei sind die Medien nicht so unabhängig.

Seltsamster Moment

Kilic ist in Siegen geboren und aufgewachsen, erst mit zehn zog er in die Türkei. Sein Deutsch ist beinahe makellos, doch seine erste Antwort gab er auf Türkisch (und tat dies später immer wieder). Es ist nicht völlig aus der Luft gegriffen, das als Statement an die türkischstämmigen Zuschauer zu interpretieren. Doch gleich darauf bewies — sicher nicht zufällig — auch Altmaier seine Mehrsprachigkeit. Auf Niederländisch wandte er sich an die niederländischen Zuschauer und beklagte, dass die türkische Regierung diese mit Nazis verglichen habe.

Erkenntnis

Die türkische Regierung ist an einer Deeskalation der Lage noch nicht interessiert. Das wird sich vorm Referendum auch nicht mehr ändern.

(seda)
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