ARD-Thriller Wurde Uwe Barschel doch ermordet?

Hamburg · Das Erste zeigt am Samstagabend einen spannenden Polit-Thriller, der in die Schattenwelt des Waffenhandels führt.

 Was geschah mit Uwe Barschel?

Was geschah mit Uwe Barschel?

Foto: dpa, gr pzi soe

Es war also doch Mord! Zu diesem Schluss muss kommen, wer heute im Ersten den ebenso langen (fast drei Stunden) wie spannenden Fernsehfilm "Der Fall Barschel" (Regie: Kilian Riedhof) gesehen hat. Doch Vorsicht: Gleich zu Beginn wird darauf hingewiesen, dass es sich um einen Spielfilm und nicht etwa um einen Dokumentarstreifen handelt. Es fällt mitunter schwer, Wirklichkeit und Fiktion auseinanderzuhalten, zumal immer wieder zeitgenössische Filmausschnitte eingeblendet werden.

Flugzeugabsturz wie durch ein Wunder überlebt

Wahr ist: Nach dem Flugzeugabsturz Ende Mai 1987, den der damalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident Uwe Barschel (gespielt von Matthias Matschke) wie durch ein Wunder überlebte, verdichteten sich die Gerüchte, dass der CDU-Politiker im Wahlkampf seinen SPD-Herausforderer Björn Engholm mit schmutzigen Mitteln politisch erledigen wollte. Barschel gab zwar "der gesamten deutschen Öffentlichkeit" sein Ehrenwort, dass er eine saubere Weste habe. Doch kurz darauf nahm er seinen Hut. Am 11. Oktober wurde er tot in seiner Badewanne im Genfer Luxus-Hotel "Beau Rivage" von einem Reporter aufgefunden. Seither wird gerätselt: War das, was in Zimmer 317 passierte, Mord oder Selbstmord?

Im Fall Barschel gibt es bis heute viele Ungereimtheiten: die nicht verschlossene Tür seines Hotelzimmers, die verschwundene Rotweinflasche, ein abgerissener Hemdknopf sowie ein mysteriöser Fußabdruck auf der Badematte.

"Es war Mord!"

Für den investigativen Reporter David Burger (Alexander Fehling) beginnt jetzt eine wahre Odyssee, die ihn immer tiefer in die Schattenwelt der Geheimdienste und des Waffenhandels führt. Hinzu kommt eine verzwickte Liebesaffäre, die sein privates Leben völlig durcheinanderbringt. Wie besessen verfolgt Burger nur ein Ziel: Beweise dafür zu bekommen, dass der Ex-Regierungschef ein Doppelleben führte und an internationalen Waffengeschäften, die zum Teil über die DDR liefen, beteiligt war. Am Ende, so schwant ihm, musste Barschel sterben, weil er zu viel wusste und zum Sicherheitsrisiko geworden war. Stammten der oder die Täter aus Kreisen des israelischen Mossad, oder waren auch westliche Geheimdienste involviert?

Im Abspann wird darauf verwiesen, dass der Bundesnachrichtendienst bis heute die Akteneinsicht verweigere. Die Staatsanwaltschaft hat bereits 1998 das Verfahren eingestellt. Doch für Witwe Freya Barschel steht fest: Es war Mord.

Für die, die es historisch genauer wissen wollen, gibt es anschließend eine sehenswerte Dokumentation, die auch der (recht abstrusen) These nachgeht, dass es sich um Sterbehilfe gehandelt haben könnte.

"Der Fall Barschel", ARD, Sa., 20.15 Uhr

(hüw)
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