"Phoenixsee" Arm dran sind sie irgendwie alle

Dortmund · Die WDR-Familienserie "Phoenixsee" zeigt Gemeinsamkeiten von Arbeitern und Neureichen.

 "Wat willst du denn hier?", fragt Mike (Felix Vörtler, r.), der fast seinen Job im Autowerk los ist und wegen Schwarzarbeit beim Finanzamt verpfiffen wurde, seinen neuen Nachbarn Birger (Stephan Kampwirth).

"Wat willst du denn hier?", fragt Mike (Felix Vörtler, r.), der fast seinen Job im Autowerk los ist und wegen Schwarzarbeit beim Finanzamt verpfiffen wurde, seinen neuen Nachbarn Birger (Stephan Kampwirth).

Foto: WDR

Im Ruhrgebiet haben sie vor wenigen Dingen mehr Angst als vor Serien, die im Ruhrgebiet spielen. Die Klischee-Paraden von Atze Schröder und Co. haben ihre Spuren hinterlassen, liebevolle Porträts wie "Bang Boom Bang" waren und sind die absolute Ausnahme. Doch im Fall "Phoenixsee" kann man vorsichtig Entwarnung geben.

Es geht um die Konflikte am Ufer des künstlich angelegten Dortmunder Sees, wo hypermoderne Villen direkt an Mietskasernen aus dem alten Arbeiterviertel grenzen. Entsprechend deutlich, aber nicht allzu melodramatisch übertrieben kracht es zwischen dem stolzen Fließbandarbeiter Mike sowie dem Wirtschaftsprüfer Birger einerseits und den Ehepaaren untereinander andererseits. Die Kinder wiederum fühlen sich von ihren Eltern unverstanden, kommen aber untereinander umso besser klar. Dass auch ihre Väter und Mütter trotz arg unterschiedlicher Kontostände gar nicht wenig gemeinsam haben, dämmert denen natürlich erst im Laufe der Zeit.

Vom Kampf zwischen Arm und Reich zu erzählen, fände er langweilig, sagt der Autor der Miniserie, Michael Gantenberg. Spannender seien die Gemeinsamkeiten: "Wer arbeitslos ist, ist arbeitslos. Wer keine Zukunft mehr hat, hat keine Zukunft mehr." Das droht sowohl Mike, der zudem noch eine anonyme Anzeige wegen Schwarzarbeit am Hals hat, als auch Birger, der unschuldig wegen Insolvenzverschleppung am Pranger steht.

Er ärgere sich darüber, dass Menschen im Ruhrgebiet allzu oft auf Klischees reduziert würden, sagt Gantenberg, selbst gebürtiger Bochumer. Entsprechend nuanciert ist die Serie - meistens. Der Ober-Kauz "Jupp" ist arg überzeichnet, und es wäre schön gewesen, wenn die Frau mit dem fahrenden Nagelstudio ein einziges Mal eben nicht Chantal geheißen hätte. Deutlich subtiler gezeichnet sind aber die Hauptpersonen sowie Kneipenwirt Willi Schimanski ("Wenn hier einer meine Gäste vergrault, dann bin dat immer noch ich!"). Ganz so wie in dieser Serie isses nich in Dortmund, aber doch erfreulich ähnlich.

Sechs meist muntere Episoden à 45 Minuten sind abgedreht, sechs weitere schon in der Mache.

"Phoenixsee", 20.15 Uhr, WDR (Folge 1 + 2), 5. Dezember, 20.15 Uhr (3 + 4), 12. Dezember, 20.15 Uhr (5 + 6)

(tojo)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort