Das Finale beim "Bachelor" Oliver Sanne: "Ich kann keine Rosen mehr sehen"

Los Angeles · "Der Bachelor" selbst und eine Kandidatin haben noch während des Finales mit dem TV-Format abgerechnet. Dabei hat RTL das Beste aus seinen bekannten Formaten in die Sendung geworfen und liefert sogar Vorlagen für neues Trash-TV.

Der Bachelor Oliver Sanne und Liz feiern zusammen das Finale
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"Der Bachelor" Oliver und Liz feiern ihre Liebe

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Foto: RTL

Die finale Ausgabe der diesjährigen "Bachelor" zieht sich gerade wieder mal etwas in Länge, als Oliver Sanne die Zuschauer aus ihrem Halbschlaf reißt. "Ich kann keine Rosen mehr sehen nach morgen", sagt er. Dem ein oder anderen wird bei dem Satz vielleicht sogar der Creme-Likör im Hals stecken geblieben sein, den RTL in der Sendung hartnäckig bewirbt. Die Erkenntnis kommt für Kritiker der Sendung etwas spät, aber sie kommt. Die Kandidatin Carolin stimmt dem "Bachelor" zu: "Wenn ich ehrlich bin, bin ich froh, wenn's vorbei ist".

Zu diesem Zeitpunkt läuft die Sendung gerade knapp 30 Minuten. RTL hätte einen großartigen Coup landen können, die Abschlussszene zeigen. Das wäre mal eine Innovation. Einen Traum den auch einige Krimi-Freunde träumen: Warum beweisen Fernsehsender nicht mal den Mut, Filme und Sendungen dann enden zu lassen, wenn es der Zuschauer wünscht.

Doch RTL ist nicht der clevere allwissende Kommissar, der den Täter sofort schnappt. RTL ist der in die Jahre geratene Horatio Caine aus "CSI Miami". Der setzt erst mal die Sonnenbrille auf, blendet jegliche Kritik an ihm aus und tut das, was er immer tut. Auch RTL setzt auf Bewährtes. So baut der Sender gleich Elemente bekannter Sendungen ein. Vom Dschungelcamp über "Schwiegertochter" bis hin zu den Kämpfen der Klitschko-Brüder ist alles mit dabei.

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Foto: dpa/Markus Hertrich

Schon der Vorspann des Finales erinnert stark an die Einspieler vom Boxen auf RTL. Oliver Sanne spricht in die Kamera: "Ich weiß, dass heute jemand verletzt wird." Mit einer emotional aufgeladenen Ansprache will der "Bachelor" die Spannung hochhalten. Während dieser Einspieler gedreht wurde, wusste er aber bestimmt schon, welchen austauschbar wirkenden Gegenüber es treffen würde. Es ist die Klitschko-Masche. Das Mantra der Verletzbarkeit des Gegenüber wird auch beim "Bachelor" so oft wiederholt, bis der Zuschauer wirklich glaubt, dass es so etwas wie Spannung gibt.

Kurz vor der entscheidenden Runde wechselt RTL jedoch das Format. "Wir haben eine lange Reise hinter uns", sagt der "Bachelor" sowohl der Steuerfachangestellten Carolin wie auch der Krankenpflegerin Liz, die später die letzte Rose des Düsseldorfers bekommen soll. Doch in Wirklichkeit spricht Sanne wohl mit dem Zuschauer. Die Kameraschwenks auf Palmen deuten es an, der dünne Steg an einem Gewässer, in das man fallen könnte, liefert den Beweis: das hier ist die Dschungelprüfung. RTL will uns die Szene als Rosenzeremonie verkaufen, doch der geübte Fernsehkonsument weiß es besser.

Die Prüfung dieses Mal stellt die Kandidaten offensichtlich vor eine besonders schwere Aufgabe — wie im Dschungel auch schwer für den Magen. Schon bei der Anreise zur Rosenzeremonie klagen beide Kandidatinnen über Übelkeit. Als Oliver Sanne dann fragt, wie es Carolin gehe, antwortet die: "Scheiße". Sie tut dies in einem Ton, der an den von Larissa Marolt erinnert. Zumindest antwortete die Österreicherin nach acht Dschungelprüfungen hintereinander ähnlich patzig auf Fragen der Moderatoren.

Der Bachelor: Oliver Sanne gibt Liz die letzte Rose
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"Der Bachelor" gibt Liz die letzte Rose

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Moderatoren gibt es beim "Bachelor" übrigens nicht. Dabei hätte eine Anmoderation von Vera Int-Veen im Stile der Sendung "Schwiegertochter gesucht" den zum Finale angereisten Eltern des "Bachelors" sicher gut gestanden. Von der intelligenten Inge und dem jaulenden Jürgen aus dem durstigen Düsseldorf hätte die Moderatorin dann gesprochen. Denn nach der Ankunft wird erst mal etwas Sekt getrunken. Dazu ein Stück Kuchen.

Dann treffen sie Liz. Die schwärmt von Oliver, was der Mutter ein "Ach" entlockt. Der Vater schaltet sich aus dem Kuchen-Off dazu, verstehen kann man ihn jedoch nicht. Die Szene könnte so auch in den Wohnzimmern stattfinden, in denen RTL zunächst eigenartige, aber doch sympathische Eltern ablichtet, die ihre noch eigenartigeren Kinder bei der Suche nach einem Partner unterstützen. Liebevoll spricht die Mutter des "Bachelors" auch mit ihrem Sohn: "Männeken, mein Liebchen", nennt sie ihn. Was der Vater sagt, versteht man beim zweiten Mal auch nicht. Und so setzen sich der "Bachelor" und "Bachelor" senior lieber schweigend an den Pool. Da das alljährliche TV-Total-Turmspringen auf Prosieben kommt, kann es sich RTL nicht länger leisten, bei dieser Einstellung zu bleiben.

Spannung nur durch Werbeblöcke

Stattdessen probt der Kölner Sender, wie offensichtlich man Werbung direkt in eine Sendung einbauen kann, die Spannung sowieso nur durch Werbeblöcke aufbaut. Und so trinken Oliver und seine Carolin ganz spontan einen Sahnelikör. Nach dem ganzen Sekt in den vergangenen acht Wochen wohl eine echte Alternative. Die Flasche und die Gläser mit dem Werbeaufdruck halten sie artig in die Kamera.

Am Ende enttäuscht das Finale des "Bachelors" gar nicht so sehr dadurch, dass es sich sehr in die Länge zieht und von Wiederholungen und künstlichen Einspielern getragen wird. Man vermisst ein wenig einen direkten Sendehinweis: Welche der Kandidatinnen wird denn nun nächstes Jahr ins Dschungelcamp einziehen? Gegen wen boxt Oliver Sanne vielleicht beim Promiboxen? Und wäre Walter Freiwald nicht vielleicht am besten geeignet, eine Sendung zu moderieren, in der Werbung im Mittelpunkt steht?

(ac)
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