Interview mit Vize-Kanzler Bettina Schausten hält bei Sigmar Gabriel dagegen

Berlin · Nach der ZDF-Sendung "Berlin direkt" vom Sonntagabend weiß man, dass es nicht an der Moderatorin liegt, wenn Vizekanzler Sigmar Gabriel im Interview pampig wird. Das passiert ihm einfach öfters. In diesem Fall bei Bettina Schausten, Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios in Berlin.

 Bettina Schausten und Sigmar Gabriel während des Interviews im ZDF.

Bettina Schausten und Sigmar Gabriel während des Interviews im ZDF.

Foto: dpa, jai

Bereits 2013 fetzte sich Gabriel öffentlich mit der "heute journal"-Moderatorin Marietta Slomka über den Bildschirm. Damals ging es um die Basis-Abstimmung der Sozialdemokraten über den Koalitionsvertrag.

Dieses Mal stand die Flüchtlingspolitik und Gabriels Verhältnis zur Kanzlerin zur Debatte. Nun ist Schausten der Typ Journalistin, der klar, nüchtern, analytisch und auf das Ziel orientiert fragt, dass der Zuschauer etwas Neues vom Interviewpartner erfährt. Schnippisch, dreist oder unhöflich erlebt man sie nie. Umso bemerkenswerter ist, dass Gabriel den Fragen nicht gewachsen war.

Der SPD-Chef war von einer Parteikonferenz in Mainz nach Berlin zugeschaltet. Bei der Konferenz hatte er sich in der Flüchtlingsfrage von der Kanzlerin verbal abgegrenzt. Schausten wollte im Interview wissen, ob Gabriel denn noch an der Seite der Kanzlerin stehe. Die Frage schien dem Betrachter vollkommen logisch. Gabriel aber meinte, die Frage sei "total merkwürdig". Schließlich verlaufe die Konfliktlinie zwischen CDU und CSU. Wer wie Schausten über Jahre Politiker interviewt, lässt sich durch einen solchen Versuch, abqualifiziert zu werden, aber nicht beirren. Die ZDF-Frontfrau entgegnete, dass sie ihre Frage nicht merkwürdig finde und Gabriel ja anders als die Kanzlerin eine Obergrenze bei den Flüchtlingen wolle.

Gabriel provozierte die Nachfrage noch mehr: "Nichts von dem, was Sie sagen, ist richtig, Frau Schausten", donnerte er ihr entgegen. So erfüllte das Interview am Ende seinen Zweck, indem es dem Zuschauer zeigte, dass der Vizekanzler sich zwar verbal von der Union absetzt, aber auch keine klare Strategie zur Bewältigung der Flüchtlingskrise hat.

(RP)
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