Düsseldorf Bildgewaltige Reise ins Mittelalter

Düsseldorf · Das Erste zeigt die Verfilmung des Bestsellers "Der Medicus" in einer zweiteiligen Fernsehfassung

Der Weltbestseller gilt als eines der zehn beliebtesten Bücher aller Zeiten: "Der Medicus" von Noah Gordon, ein 850-seitiger Schmöker über einen jungen Mann, der im 11. Jahrhundert die Heilkunst erlernt. Der Mittelalterroman verkaufte sich allein in Deutschland rund sechs Millionen Mal, die Verfilmung lockte hierzulande 3,6 Millionen Zuschauer in die Kinos. Ein Jahr nach dem Leinwanddebüt läuft das Abenteuerepos heute und morgen im Ersten - als opulentes Fernsehhighlight zum Jahresende.

Es ist eine TV-Premiere mit Mehrwert: Während der Film fürs Kino auf zweieinhalb Stunden gestaucht wurde, läuft er als Zweiteiler in seiner ganzen 180-minütigen Breite. Der monumentale Historien-Zweiteiler erzählt die Geschichte des Waisen Rob Cole (Tom Payne), der sich in England einem fahrenden Bader (Stellan Skarsgard) anschließt. Die Heilkunst liegt im europäischen Mittelalter im Argen, die Hilfe des Quacksalbers beschränkt sich aufs Verabreichen teils fragwürdiger Mittelchen, Zähne ziehen und Amputieren - ohne Betäubung, dafür mit einem glühenden Eisen. Das Halbwissen des Baders reicht Rob nicht: Als er erfährt, dass im Orient die Heilkunde viel weiter entwickelt ist, reist der junge Mann ins persische Isfahan, um dort beim berühmten Arzt Ibn Sina (Ben Kingsley) Medizin zu studieren.

Die bildgewaltige Adaption des Weltbestsellers entstand nicht etwa in Hollywood, sondern unter Federführung der Produktionsfirma UFA in Deutschland. Regie führte Philipp Stölzl ("Goethe!"). Noch nie zuvor hatte sich jemand daran gewagt, den 1986 veröffentlichten Wälzer "Der Medicus" zu verfilmen. Kritiker bemängelten zwar, dass sich der Regisseur nicht sehr genau an die literarische Vorlage gehalten und einiges historisch verfälscht hat. Doch als Abenteuerfilm funktioniert der Streifen bestens. Durch seine bemerkenswerten Bezüge zur Gegenwart ist die Geschichte gerade vor dem Hintergrund der wachsenden Islamfeindlichkeit besonders aktuell. Die Macher wollen ihr Epos als Plädoyer für ein friedliches Miteinander und religiöse Toleranz verstanden wissen.

"Der Medicus" Teil 1 und 2, heute und morgen, ARD, je 20.15 Uhr

(RP)
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