Mönchengladbach Buhrow stellt sich kritischen Fragen
Mönchengladbach · Der WDR-Intendant nahm in einer Live-Sendung gestern Abend Stellung zu wichtigen Anliegen der Zuschauer.
Es ging um die politische Zukunft Deutschlands, als sich Mitte September in der ARD-"Wahlarena" Angela Merkel und Peer Steinbrück den Fragen von Normalbürgern stellten. Am selben Ort und in denselben Kulissen ging es gestern Abend in Mönchengladbach-Wickrath um die Zukunft des WDR — das zumindest war das Versprechen von Intendant Tom Buhrow. 90 Minuten lang stellte er sich den Fragen von 200 Zuschauern — mittendrin waren auf Einladung von WDR und unserer Zeitung auch zehn Leser der Rheinischen Post.
Rund ums Programm gab es vieles, das die Zuschauer bewegt. "Wieso braucht die ,Aktuelle Stunde' eigentlich zwei Moderatoren?", fragte zum Beispiel ein Zuschauer. Buhrow verteidigte das als dramaturgische und inhaltliche Entscheidung. Warum jeder Haushalt den Rundfunkbeitrag zahlen müsse, lautete eine weitere Frage. Buhrow warb um Verständnis: "Wir haben uns das alles auch nicht ausgesucht. Aber wir haben einen umfassenden öffentlichen Auftrag, zu informieren und zu unterhalten. Wir bringen etwas, was Sie sonst nicht hätten."
Schlag auf Schlag ging es weiter. Weshalb für die Pension von Buhrows Vorgängerin, Monika Piel, 3,2 Millionen Euro zurückgelegt würden? Buhrow erklärte: "Es ist ein rein mathematischer Wert. Nirgendwo liegen drei Millionen Euro rum." Zu den Pensionen beim WDR im Allgemeinen verwies er auf zwei Sparrunden in der Vergangenheit und sagte: "Wer aus der Wirtschaft kommt, lacht über unsere Gehälter. In der Masse kompensieren auch unsere relativ hohen Pensionen nicht die höheren Gehälter, die man in der freien Wirtschaft bekommt."
Buhrow präsentierte sich zugänglich, entwaffnend ehrlich und wurde vor allem in einem Punkt hellhörig: Als Zuschauer und Hörer davon berichteten, wie sie oder andere bei Anfragen an den WDR "abgekanzelt" wurden: "Das alarmiert mich", sagte Buhrow darauf. "Ich bin stolz auf meinen Laden, aber ich predige: Keine Arroganz! Wer nett fragt, soll auch eine nette Antwort bekommen."
Bevor die Sendung im mittleren Drittel in Richtung "Tatort"-Eigenwerbung, Kabarett und Musik abdriftete, ließ die Redaktion mutigerweise noch Michael Hanfeld ran, den Medienkritiker der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Die jungen Leute vermissen bei Ihnen alles", schleuderte er Buhrow entgegen. Der erwiderte offenbar ehrlich betroffen "Oder sie vermissen gar nichts, das ist noch schlimmer" - und schob genüsslich hinterher: "Die F.A.Z. ist auch kein hippes Jugendmagazin!" Wieder ernst erklärte er, dass er sich an die geplante Gründung eines öffentlich-rechtlichen Jugendkanals auch habe "gewöhnen müssen". Falls dieser Jugendkanal komme, würde dafür ein anderer Spartenkanal eingestellt.
Seine Kernbotschaft an die Zuschauer hatte Buhrow früh verkündet: "Wir als WDR gehören Ihnen. Sie sind unsere Aktionäre." Inwieweit das als echte Selbstverpflichtung verstanden wird, bleibt abzuwarten. Ein vielversprechender Anfang ist mit dem "WDR Check", der gestern Abend ab 20.15 Uhr live und ungeschnitten im WDR Fernsehen, im Internet sowie im Radio bei WDR 5 übertragen wurde, allerdings gemacht. Weitere Ausgaben der Sendung sollen folgen, dazu schon heute ein "Faktencheck" von Buhrows Aussagen bei www.wdrcheck.de