"Der Rücktritt" auf Sat.1 Film um Christian Wulff läuft zwei Tage vor dem Urteil
Berlin · Das Dokudrama "Der Rücktritt" dreht sich um die 68 letzten Amtstage des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff. Das Ehepaar Wulff wird von Kai Wiesinger und Anja Kling gespielt. Brisanterweise läuft der Sat.1-Film zwei Tage vor dem Urteil gegen Wulff.
Im Nachhinein haben diese Bilder Symbolwert: Vereidigung des frisch gewählten Bundespräsidenten Christian Wulff am 2. Juli 2010 im Berliner Reichstag. Dann ein Kameraschwenk auf einen älteren Herrn mit ernstem Gesichtsausdruck: Wulffs Mitbewerber Joachim Gauck. Niemand konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass einige Zeit später ein scheinbar um Jahre gealterter Wulff seinen Verzicht auf das höchste Amt im Staat bekannt geben und Gauck doch ins Schloss Bellevue einziehen würde.
Aus Wulff wird Doku-Drama
Wie es dazu kam, versucht Sat.1 am Dienstag ab 20.15 Uhr zu ergründen — nur zwei Tage, bevor das Oberlandesgericht Hannover sein Urteil in dem Prozess gegen Christian Wulff sprechen wird. "Der Rücktritt" ist ein Doku-Drama, verbindet also reale Fernsehaufnahmen mit fiktiven Spielszenen. Thomas Schadt, der für das ZDF 2009 mit dem Helmut-Kohl-Film "Ein Mann aus der Pfalz" ein ganz ähnliches Projekt stemmte, hat sich dem rasanten Abstieg des Hoffnungsträgers Wulff gewidmet. "Der Rücktritt" spannt den Bogen von den "Bild"-Recherchen über die Hintergründe um Wulffs Hauskauf, die das Blatt am 13. Dezember 2011 veröffentlichte, bis hin zu Wulffs Rücktrittserklärung am 17. Februar 2012.
Szenen einer Ehe - Christian und Bettina Wulff
Kai Wiesinger und Anja Kling als Ehepaar Wulff
Kai Wiesinger spielt einen Wulff, der hin- und hergerissen ist zwischen der eigenen Eitelkeit und der Würde des Amtes, zwischen der Liebe zur Macht und der Loyalität zu seiner Frau und seinen Freunden. Die von Anja Kling verkörperte Bettina Wulff wandelt sich von der auf Äußerlichkeiten bedachten First Lady in eine verletzliche und getriebene Person. Überzeugend besetzt sind auch die beiden Berater des Bundespräsidenten: Wulffs Duzfreund Olaf Glaeseker, gespielt als impulsiver Mann der Tat von Holger Kunkel, und Rene Schoenenberger als Lothar Hagebölling, den der schlagzeilenträchtige Hype um Urlaube bei Freunden und ein Bobbycar für den Sohn zum Schluss nur noch anwidert.
Das Interesse an dem Doku-Drama ist groß. PR-mäßig könnte es kaum besser laufen. Der Prozess gegen das frühere Staatsoberhaupt liegt in den letzten Zügen, ein weiteres Verfahren gegen Glaeseker läuft noch. Als was wird Wulff in Erinnerung bleiben? "Der Rücktritt" verzichtet auf moralische Bewertungen — und setzt stattdessen auf Bilder.
Sehen Sie hier Bilder aus dem Film.
