Berlin Aus dem Leben gefallen

Berlin · Hanna hat ein gutes Leben gehabt. Doch als ihr Mann stirbt, steht die Seniorin plötzlich vor dem Ruin.

Gerade eben saß der Gatte noch auf dem Sofa, im nächsten Moment kippt er herunter und ist tot - chronische Herzerkrankung. Die Geschäfte seiner Weinexpedition liefen nicht mehr gut, und von all dem wusste die Ehefrau nichts: Hanna Berger (Christiane Hörbiger) steht mit Mitte 70 vor dem Nichts. Gemeinsam mit ihrer Freundin Gabi (Gundi Ellert) sichtet Hanna die Papiere und stößt auf viele unbezahlte Rechnungen. Als ihre EC-Karte eingezogen wird, erfährt sie von ihrer Bank, dass ihre Wohnung gepfändet werden muss und sie hohe Schulden hat. Der Gang zum Sozialamt und zur Schuldenberatung wird zum Offenbarungseid, und bald sind Geldbörse und Kühlschrank leer.

"Ich bin keine Invalidin, und ich bin nicht krank. Ich suche mir wieder Arbeit", sagt die gelernte Friseurin. Sie fischt die Zeitung aus dem Papierkorb, will sich eine günstigere Wohnung suchen und muss dafür Formulare ausfüllen und Auskünfte erteilen. Auch einen Job bekommt sie nicht, da sie keinen festen Wohnsitz mehr hat - ein Teufelskreis. "Ich bin nicht zu Gast, ich bin gestrandet", sagt sie zu Gabi, die sie aufnehmen will. Doch auch dort hält es Hanna in ihrem Stolz nicht. Sie stromert mit ihrer letzten kleinen Habe durch das nächtliche Hamburg, wird ausgeraubt, sammelt Essensreste auf, trinkt Alkohol aus gefundenen Flaschen, bettelt um jeden Euro und landet in einem Wohnheim. Erst sehr spät findet sie scheinbar einen Ausweg, indem sie sich mit ihrer Tochter ausspricht, für die die Eltern längst gestorben waren.

Hörbiger feiert am 13. Oktober ihren 77. Geburtstag. Sie tritt ungeschminkt und verhärmt aussehend vor die Kamera. "Ich finde es gut für meinen Lebensweg zwischen dem Älterwerden und dem Altwerden, dass man auf das Wesentliche kommt und Stoffe macht, für die man sich nicht genieren sollte", sagt sie. Ihr Porträt als sture und verbitterte Frau ist großartig, der Zuschauer kann ihrem Verfall und dem Verlust jeglicher Würde schaudernd zuschauen. Diese Geschichte wirkt ein wenig konstruiert, zeitweilig gerät sie etwas zu melodramatisch. Aber insgesamt bleibt das Geschehen glaubwürdig - ein Happy End gibt es nicht.

"Auf der Straße", ARD, 20.15 Uhr

(dpa)
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