München Das private Archiv der Ingrid Bergman

München · Die Schauspielerin wäre heute 100 Jahre alt geworden, aus diesem Anlass zeigt Arte einen neuen Dokumentarfilm.

Die schwedische Schauspielerin Ingrid Bergman gehörte zu den Göttinnen der Traumfabrik Hollywood, als sie an ihrem 67. Geburtstag starb. Für den Dokumentarfilm "Ich bin Ingrid Bergman" öffnete ihre Tochter Isabella Rossellini das private Archiv des Filmstars, der heute 100 Jahre alt würde. Erstmals ist der Film bei Arte zu sehen - zuvor zeigt der Sender um 20.15 Uhr "Casablanca", in dem Bergmann an der Seite von Humphrey Bogart spielt.

Die in Stockholm geborene Schwedin war die Tochter der aus Hamburg stammenden Friedel Adler und des Schweden Justus Samuel Bergman. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wuchs sie bei einem Onkel auf. 1937 heiratete sie den Zahnarzt Petter Lindström, im folgenden Jahr wurde die gemeinsame Tochter Pia geboren. Erste Erfolge im Film feierte sie mit "Intermezzo" (1936) und mit "Die 4 Gesellen" (1938), einem in Deutschland für die Ufa gedrehten Film.

Ingrid Bergman kam 1938 als 23-Jährige nach Hollywood und machte dort rasch Karriere, obwohl sie im Grunde zu hoch gewachsen für eine Schauspielerin war. Große Berühmtheit brachte ihr zunächst "Casablanca" (1942), der heute zu den Filmklassikern überhaupt zählt. Aber auch mit "Wem die Stunde schlägt" (1943), "Berüchtigt" (1946) und "Anastasia" (1956) konnte Ingrid Bergman große Erfolge feiern. Ihre beiden letzten Filme waren "Herbstsonate" (1978) und "Golda Meir" (1982).

Bei Dreharbeiten in Rom ("Stromboli", 1949) verliebte sie sich in den italienischen Regisseur Roberto Rossellini und verließ ihren Ehemann. Das war natürlich ein Skandal - insbesondere in den konservativen USA, wo sie die Gunst des Publikums verlor. Bergman und Rossellini heirateten 1950, drehten sieben Filme miteinander und bekamen drei Kinder: Sohn Roberto Ingmar (geboren 1950) und die zweieiigen Zwillinge Isabella und Isotta (geboren 1952).

1957 wurde auch diese Ehe geschieden, Bergman zog sich aus Hollywood zurück und war von 1958 bis 1970 mit dem schwedischen Produzenten Lars Schmidt verheiratet.

"Ich bin Ingrid, und das ist meine Geschichte" - so spricht sie zu ihrer Freundin Molly und zum Zuschauer. Ingrid Bergman schrieb Tagebuch, worin sie private Schicksalsschläge (früher Tod des Vaters und weiterer Familienmitglieder) und berufliche Erfahrungen (Humphrey Bogart fand sie großartig, Cary Grant supernett) schilderte. "Ich habe immer alles aufbewahrt, Kartons und Schachteln. So konnte ich immer zu meinen Erinnerungen zurückkehren", sagte sie einmal. Und weiter: "Wurzeln interessieren mich nicht. Ich wollte immer frei sein. Ich war das schüchternste Wesen auf der Welt, aber ich hatte einen Löwen in mir, der keine Ruhe gab. Ich gehöre in diese Scheinwelt aus Theater und Kino, ich will sie nie verlassen."

Autor Stig Björkman (76) hat die Kinder der Schauspielerin getroffen und spricht mit Weggefährten wie Liv Ullmann und Sigourney Weaver. Er kramt in diversen Archiven, zitiert aus (Liebes-)Briefen und stöbert in privaten Familienfilmen - die Bergman sieht man stets als attraktive Frau mit markanter, tiefer Stimme. Die deutsche Fassung spricht - sehr einfühlsam - die Schauspielerin Nina Hoss. So zeichnet Björkman, stets aus der Ich-Perspektive erzählt, anschaulich wie ausführlich das recht emotionale und sympathische Bild einer ebenso neugierigen und rastlosen Frau, die überhaupt nicht kühl war, sondern das Leben und das Filmen außerordentlich genossen hat.

"Ich bin Ingrid Bergman", Arte, So., 21.45 Uhr

(dpa)
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