Interview mit Bastian Pastewka Das wahre Leben auf die richtige Temperatur gebracht

Düsseldorf · Komiker Bastian Pastewka hat im Interview über Privates gesprochen - etwa über Verwechslungsgefahren und Fast Food im Auto. Aber natürlich auch über seine Fernsehserie, die nur noch im Internet läuft.

Szene aus der achten "Pastewka"-Staffel: Bastian Pastewka als Bastian Pastewka (und auf dem Wohnmobil mit Annette Frier).

Szene aus der achten "Pastewka"-Staffel: Bastian Pastewka als Bastian Pastewka (und auf dem Wohnmobil mit Annette Frier).

Foto: Pastewka/Amazon Prime

Es gibt Kuchen, Kekse und Mineralwasser, und Bastian Pastewka schlägt vor, alles aufzuessen, "die haben hier richtig Geld". Ist das der Berufskomiker, der da spricht, oder der Pastewka aus der gleichnamigen Fernsehserie?

Am morgigen Freitag startet nach vier Jahren Pause die neue Staffel, nicht mehr bei Sat.1, sondern bei Amazon. Bastian Pastewka spielt wieder sich selbst. "Die Figur hat mich über die Jahre total in Besitz genommen", sagt er.

Ihr Bastian gilt manchen Zuschauern gar als Menschenfeind, der echte Bastian Pastewka ist den Menschen eher zugeneigt, oder?

Pastewka Ich glaube, dass auch der Fernseh-Bastian Menschen mag, eigentlich ist er sogar ein ziemlicher Familienmensch. Weil sie ihn für einen hochnäsigen Vollhonk aus dem Fernsehen halten, sind die Menschen eher ihm gegenüber feindlich, und das sind sie mir gegenüber im wahren Leben mitunter auch. Es sind immer alle sehr höflich, aber zuweilen spüre ich, dass sie Fernsehen und möglicherweise mich sowieso für Quatsch halten. Als Fernsehmensch hat man in Deutschland eben doch keinen so hohen Stellenwert. Das ist ja auch richtig so.

Sind Sie dann besonders freundlich oder lassen Sie die Leute einfach machen?

Pastewka Ich lasse sie. Wegen der Namensähnlichkeit werde ich seltsamerweise auch häufig als Herr Pilawa angesprochen. Ich korrigiere das nicht mehr. Die Menschen bauen sich ihren eigenen Unterhaltungskosmos, und wenn mich da jemand für Herrn Pilawa hält, soll mir das doch recht sein.

Ihre Serie ist voller kleiner Alltagsbeobachtungen, in der neuen Staffel lassen Sie etwa Annette Frier Moscow Mule trinken - das Trend-Getränk überhaupt. Sammeln Sie solche Beobachtungen in Notizheften?

Pastewka Ich diktiere sie in mein Smartphone.

Was haben Sie zuletzt diktiert?

Pastewka Dass man es sehr schwer hat, wenn man Rechtshänder ist und sich unter dem rechten Arm rasieren möchte. In der Serie nimmt Bastian nun eine Schere und biegt seinen rechten Arm so sehr um, bis es doch gelingt.

Sie erzählen in "Pastewka" vom Kultur- und vom Normalbetrieb. Ist unser Alltag der eigentliche Witz?

Pastewka In der Tat schreibt das Leben die besten Geschichten, und ich finde die Normalität meistens lustiger. Wir denken bei der Arbeit am Drehbuch immer erst an das, was wir zuletzt erlebt haben: an Handwerker, die nicht pünktlich kommen, an Kölner Taxifahrer, die die Ringe nicht kennen . . .

. . . an den Paketboten, der einen Zettel in den Briefkasten wirft, obwohl man zu Hause ist.

Pastewka Natürlich! Jeder hat das schon erlebt mit dem Paketboten, der gar nicht mehr klingelt. Aber nur in "Pastewka" verwanzt der Nerd im Zentrum der Handlung daraufhin den gesamten Eingangsbereich. Nur den Alltag zu zeigen, macht es noch nicht aufregend. Man muss das wahre Leben hin und wieder auf die richtige Temperatur bringen.

Stimmt es, dass Kunst besser wird, je mehr Persönlichkeit man preisgibt?

Pastewka Ich mag Komiker, die auf der Bühne oder im Fernsehstudio stehen und schwitzen, die sich also im besten Sinne verausgaben. Das kann nur mit einer gewissen Hemmungs- und Erbarmungslosigkeit sich selbst gegenüber funktionieren. Ich glaube, bei Malern, Musikern oder Modemachern ist das genauso.

Ist es dennoch ein Missverständnis, Sie mit der Rolle zu verwechseln?

Pastewka Das wäre ein Missverständnis, für das ich selber gesorgt habe. Solange das Publikum sich noch fragt, ob der Fernseh-Pastewka wirklich so ein Idiot ist, so menschenfeindlich oder wirklich so nett und hilflos, funktioniert die Serie.

Ihr Serien-Bastian isst gerne Fast Food, man sagt Ihnen auch im Privaten diese Leidenschaft nach.

Pastewka Ich habe eine Zeit lang sehr viel Fast Food gegessen und dann aufgehört. Aber das macht man natürlich nur, um zwischendurch rückfällig zu werden. Ich habe es jetzt ganz gut im Griff.

Frage an den Profi: Kann man im Auto mit Anstand essen?

Pastewka Ich esse Fast Food ausschließlich im Auto.

Was ist Ihr Trick?

Pastewka Man darf nicht fahren beim Essen. Ich nehme mein Essen an und stelle mich sogleich auf den angrenzenden Rumpelparkplatz mit Blick auf die Tankstelle oder die Spielhölle. Sämtliche Burger muss man dann auspacken und auf die Ablage vor sich legen. Je heißer der Burger, desto beschlagener die Scheibe. So lässt sich auch eine Reihenfolge fürs Essen ableiten. Die Tüte kommt zwischen die Beine, falls etwas tropft und, ganz wichtig, die Serviette kommt über die Mittelkonsole auf die Handbremse. Denn wenn doch etwas herausfällt und das zwischen die Sitze gelangt, findet man es nie wieder. Die Tüte muss man nach dem Essen natürlich sofort entsorgen.

Andernfalls liegt sie bald im Fußraum und man fährt wochenlang damit durch die Gegend.

Pastewka Das wird es bei mir nie geben. Jeden Tankprozess nutze ich dazu, mein Auto komplett zu entmüllen. Das ist eines der schönsten Dinge.

Sie sind ein Ordnungsfreak.

Pastewka Überhaupt nicht. Ich bin sehr durcheinander, aber bei mir ist es nirgendwo schmutzig.

Die neue "Pastewka"-Staffel gibt es exklusiv beim Streamingdienst von Amazon. Haben Sie die Zeichen der Zeit erkannt?

Pastewka Wir haben die Zeichen der Fans deutlich empfangen. In den vergangenen vier Jahren haben uns so viele Menschen gefragt, wann es weitergeht. Wir haben uns natürlich gefreut, als dann Amazon anrief und sinngemäß fragte, ob da noch mehr kommt. Ich glaube, dass wir durch das Streaming noch einmal ein breiteres, aber auch spezielleres Publikum erreichen. Ich habe das schon bei meiner Serie "Morgen hör ich auf" bemerkt. Die stand ein halbes Jahr in der ZDF-Mediathek. Als sie anschließend bei Amazon und Netflix zu sehen war, gab es plötzlich eine Unmenge an Reaktionen. Das finde ich hochinteressant.

Hat sich das Fernsehen für Sie erledigt?

Pastewka Nein, überhaupt nicht. Ich finde es spannend, dass wir wieder in einer dualen Phase leben. Wir haben das lineare Fernsehen und das Streaming-Fernsehen, und dass beides zusammen existiert, finde ich richtig, und ich möchte, dass es lange so bleibt. Ich glaube nicht an den einen gültigen Weg. Je mehr Plattformen es gibt, desto spannender wird es. Und das Publikum schaut sehr genau hin, daher ist es für meine Begriffe immer wieder ratsam, es nie zu unterschätzen.

KLAS LIBUDA FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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