Hamburg Der Blödler der Nation

Hamburg · Nach 50 Jahren auf der Bühne feiert das ZDF Otto mit einer großen Show. Ein Abschied ist es nicht.

Hamburg: Der Blödler der Nation
Foto: dpa, fve sab

Seit 50 Jahren blödelt sich Otto Waalkes über deutsche Bühnen, in Rente gehen will er noch lange nicht. Ein Glück, ist der 67-Jährige doch immer noch lustiger als das Gros der Comedians, die heute durch die Kanäle und Kabaretts tingeln. Eine Vielzahl der Kollegen erweist dem Meister nun die Ehre: In der Show "Otto - Geboren um zu blödeln" spielen unter anderem Bülent Ceylan, Jürgen von der Lippe, Karl Dall, Ralf Schmitz, Guido Cantz, Sascha Grammel, Max Giermann und Wigald Boning Otto-Gags nach. "Ich habe den Eindruck, dass ich hierfür selbst Eintritt zahlen müsste", scherzt der Geehrte denn auch zu Beginn der zweieinhalbstündigen Show, in der er selbst, was für eine Überraschung, souverän die größten Lacher abfischt.

Neu ist das für ihn freilich nicht, Otto war von Beginn seiner Karriere in den frühen 70ern an ein Publikumsliebling, der flusenhaarige Ostfriese zum Liebhaben. Nur mit Gitarre und wenigen Requisiten bewaffnet, verwandelt er jede Halle binnen Sekunden in einen humoristischen Hexenkessel. Sein Prinzip im Wesentlichen: verrückte Wortspiele, exaltierte Körpersprache, neu betextete Gassenhauer. Blödeln ja, aber wenn möglich mit gesellschaftskritischem Subtext. Abenteuerliches Sprechtempo, die Pointen schnell hintereinander abgefeuert, nur keine Verschnaufpause fürs Publikum. Gleich die erste LP, "Otto", verkaufte sich 1972 rund 500.000 Mal, die "Otto Shows" im Fernsehen arbeiteten sich innerhalb von zwei Jahren von rund 15 auf 44 Prozent Sehbeteiligung hoch. Heißt: Fast jeder zweite Fernsehzuschauer war Otto-Fan. Und ist es wohl noch.

Dementsprechend sind Namen seiner Figuren ins kollektive Bewusstsein gesickert, Reporter Harry Hirsch zum Beispiel, aber auch Frau Suhrbier und Oberförster Pudlich. Sprüche wie "Hast du mal 'ne Zigarette? Meine Schachtel steckt noch im Automaten!" oder "Einen hab' ich noch" gehen auf ihn zurück, wobei letzterer wohl auf Heinz Erhard zurückzuführen ist - eines der großen Vorbilder von Otto. Im Laufe der Jahre hat sich der Ostfriese ein Comedy-Imperium aufgebaut, mit den von ihm kreierten Ottifanten als Markenzeichen und Merchandising-Coup. Dazu kommen Kinofilme ("Otto - Der Film"), Engagements als Synchronsprecher ("Ice Age"), Gastauftritte in Serien ("Das Traumschiff") sowie Live-Auftritte. Von Müdigkeit keine Spur. Ob er nun zu Hause Gitarre spiele und singe oder auf der Bühne, mache doch keinen Unterschied, sagte er im Interview.

In der Jubiläumsshow beweist Otto, dass ihm seine Blödelwut und sein Bühneninstinkt auch im Alter nicht abhanden gekommen sind. So rockt er gemeinsam mit dem Österreicher Wolfgang Ambros dessen Kult-Hit "Schifoan". Er macht Stimmung mit seiner Band, den "Friesenjungs", und zeigt als Maler seine unbekannte Seite. Für Musik sorgen auch die Spider Murphy Gang, die Erste Allgemeine Verunsicherung, Thomas Anders sowie - nach Jahren der TV-Abstinenz - der Sänger Ingo Insterburg. Marius Müller-Westernhagen, mit dem Otto in einer Wohngemeinschaft gelebt hat, zu der auch Udo Lindenberg gehörte, darf dann zur ultimativen Lobhudelei ansetzen: "Otto ist ein tiefgründiger, hochintelligenter und wunderbarer Mensch." Da fällt selbst dem Jubilar kein Witz mehr ein. "Ich bin gerührt", sagt er am Ende erschöpft.

"Otto - Geboren, um zu blödeln", ZDF, Sa., 20.15 Uhr

(RP)
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