Polizeiruf 110 mit Kommissar Meuffels Der Tod lauert in der Ausnüchterungszelle

München · Wenn TV-Krimis auf "Tatort"-Niveau mit einer Nachtszene beginnen, wird es meistens düster. Der fünfte bayerische "Polizeiruf" mit dem Duo Kriminalhauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) und seiner Mitarbeiterin Anna Burnhauser (Anna Maria Sturm) beginnt mit rabenschwarzem Humor.

 Kommissar Meuffels (hinten) befragt Almandine Winter in der Garderobe.

Kommissar Meuffels (hinten) befragt Almandine Winter in der Garderobe.

Foto: BR

Hanns von Meuffels lügt der Psychologin in der Routine-Untersuchung vor, wie sein unglücklicher adeliger Vater sich im Reitstall erhängt; die lauschenden Kollegen kriegen sich auf dem Gang nicht mehr ein vor Lachen.

Dass der von Kulturbeflissenen gern gelobte Regisseur Dominik Graf sich vorab zu Wort meldete und dem Krimi (Regie: Jan Bonny, Buch: Günter Schütter) das Prädikat "großartig" verlieh, könnte unter Aspekten der Unterhaltungs-Qualität zu denken geben.

Tatsächlich hat Graf aber recht: Die Folge "Der Tod macht Engel aus uns allen" ist wirklich ein Meisterwerk der Erzählkunst. Der Remscheider Schütter, der lange die "Fahnder"-Drehbücher und etliche preisgekrönte Film-Bücher schrieb, schafft ein realistisch gezeichnetes Figurenfeld.

Der Fall: Von Meuffels und Burnhauser müssen intern gegen eine Münchner Polizei-Inspektion ermitteln, in deren Ausnüchterungszelle eine junge "Transsexuelle" gestorben ist. Von Meuffels soll herausfinden, ob sich die fünf Polizisten, die in der Nacht Dienst hatten, tatsächlich entsprechend den Vorschriften verhalten haben oder ob sie für den Tod der Transsexuellen verantwortlich sind.

Jeder hat hier Dreck am Stecken

Der Film schildert in realistischen, teils anstrengenden Bildern das Klima der Missachtung und der Gewalt, in dem die Polizisten sich tagtäglich bewegen. Von Meuffels, den Matthias Brandt wie immer wundervoll spielt, lernt schnell, dass auf diesem Revier jeder irgendeinen Dreck am Stecken hat und es mitunter auch nicht nach den Regeln des Rechtsstaats zugeht. Aber macht das die Kollegen zu Mördern? Und sollte er, wenn er das ohnehin nicht beweisen kann, nicht lieber der Lebensgefährtin der Toten zu einem besseren Leben verhelfen?

In der Schlussszene des Films sitzt von Meuffels wieder bei der Psychologin. Er macht keine Witze mehr. Er sagt gar nichts mehr. Er hat zuvor ein Video gesehen, das zeigt, was in der Ausnüchterungszelle tatsächlich vorgefallen ist. Und das alles in Frage stellt, was er zuvor unternommen hat. Diese Bilder sind nichts für schwache Nerven.

Sie werfen aber auch die Frage auf, ob dieser sehr gute Krimi wirklich geeignet ist, um um 20.15 Uhr vielleicht auch von Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren gesehen zu werden. Klare Antwort: Nein.

Bei Facebook spaltete der Film die Gemüter. Viele Kommentatoren lobten den Film als "großes Kino". Kritik löste hingegen die Tonqualität aus. "Ein Ton, wie beim schlechten Hörgerät und nuschelige Dialoge", schrieb ein User. Das sei nicht authentisch, sondern dilettantisch und eine Qual: "unverschämt".

Mit Material von dpa

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort