Deutscher Fernsehpreis in Köln Kida Khodr Ramadan und Julia Jentsch räumen ab

Köln · Mit prominenten Schauspielern, Moderatoren und Regisseuren hat die Fernsehbranche die Vergabe des Deutschen Fernsehpreises in Köln gefeiert. Als beste Schauspieler wurden Kida Khodr Ramadan und Julia Jentsch geehrt.

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Deutscher Fernsehpreis 2018 - die Gewinner

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Ein bisschen war es wie früher, als TV-Galas die Republik begeisterten und Millionen vor den Fernsehern saßen. Die Moderations-Allzweckwaffe Barbara Schöneberger scherzte gewohnt brutal auf der Bühne. Sie nannte die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises eine "AAA-Veranstaltung" - "Anstoßen, Aufstoßen, Ablästern" - und amüsierte sich darüber, dass der Fernsehpreis wegen fehlender Quoten nicht mehr im Fernsehen übertragen wird. ("Keine Sau interessiert sich für uns") Tausend Zuschauer im Kölner Palladium amüsierten sich darüber.

Den Preis für das Lebenswerk erhielt TV-Ikone Thomas Gottschalk, der an die Verleihung im Jahr 2008 erinnerte, als der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki den Preis auf der Bühne wegen der aus seiner Sicht niveaulosen Darbietungen zuvor ablehnte. Damals musste der Moderator die peinliche Situation retten. Sein Name: Thomas Gottschalk.

Als bester Schauspieler des vergangenen Jahres wurde Kida Khodr Ramadan geehrt. Ramadan spielte in der erfolgreichen TNT-Serie "4 Blocks" einen brutalen Berliner Clan-Chef, auf der Bühne brach er aber in Tränen aus, bezeichnete sich als "weicher Typ" und bedankte sich liebevoll bei seinen Eltern.

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Stars beim Deutschen Fernsehpreis 2019 in Düsseldorf

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Foto: dpa/Henning Kaiser

Als beste Schauspielerin wurde Julia Jentsch für ihre Darstellung in der ARD-Dokumentation "Das Verschwinden" geehrt. "Die unerhörte Frau", ein emotionaler ZDF-Film über eine krebskranke Frau auf einem bayerischen Bauernhof wurde als bester Fernsehfilm geehrt.

In der Kategorie Mehrteiler gewann die ARD-Produktion "Brüder". In der Kategorie "Sportsendung" holten Boris Becker und Matthias Stach für ihre Eurosport-Moderation der "US Open" den Sieg. Die ZDF-Dokumentation-Serie "Terra X" holte sich den ersten Platz in der Kategorie Infotainment.

Große Überraschung im Saal, als RTL II mit seiner Informationssendung zur Bundestagswahl "Endlich Klartext" den Fernsehpreis gewinnen konnte. Beste Moderatorin in der Sparte Information wurde die ZDF-Moderatorin Marietta Slomka, die unlängst mit einem kritisch-bissigen Interview mit dem CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt für Furore sorgte.

Hatte Deutschlands Chef-Satiriker Jan Böhmermann mit seiner Sendung "Neo Magazin Royale" 2017 noch den Fernsehpreis und viele andere Preise gewonnen, setzte sich nun in der Kategorie "Late Night Comedy" Luke Mockridge mit seiner Sat.1-Show durch. Außerdem Preisträger: "Extra 3" mit dem Düsseldorfer Kabarettisten und "Kommödchen"-Star Christian Ehring ("Beste Comedy") und Fernseh-Koch Tim Mälzer in der Kategorie Factual Entertainment. Michael Kessler holte sich den Preis für den besten Einzel-Unterhalter des Jahres.

Die Auszeichnung für den "Besten Schnitt" einer Fernsehproduktion erhielt die TNT-Serie "4 Blocks". Die teuerste Fernsehserie in Deutschland, Babylon Berlin, konnte immerhin zwei Preise gewinnen (Beste Kamera, beste Musik). Als beste Comedy-Serie wurde "Magda macht das schon" von RTL ausgezeichnet.

Ein Dauerbrenner der Fernsehunterhaltung gewann erneut den Preis in der Hauptkategorie "Unterhaltung", die ProSieben-Serie "The Voice". Die Goldmedaille für das beste Drehbuch einer Fernsehproduktion sicherte sich Hans Christian Schmid für die ZDF-Serie "Das Verschwinden".

"Der letzte und größte Entertainer Deutschlands"

Am Ende gab es Gleichstand zwischen den beiden favorisierten Top-Serien "Babylon Berlin" (ARD/Sky) und "4 Blocks" (TNT). Während das 20er-Jahre-Sittengemälde über die Weimarer Republik "Babylon Berlin" als beste "Drama-Serie" ausgezeichnet wurde, bekam die Fernsehserie über den arabischen Kriminellen-Clan "4 Blocks" die dritte Auszeichnung, nämlich die für die beste Regie.

TV-Komiker Joko Winterscheidt ("Joko und Klaas") hatte es zum Schluss leicht, die unbestrittene Persönlichkeit der deutschen Fernsehunterhaltung, Thomas Gottschalk, zu würdigen. Es gebe selbst in der Branche, die mehr lästert als die "Kandidatinnen bei Germanys Next Top Model", niemanden, der ein schlechtes Wort über Thomas Gottschalk fallen lasse. "Der letzte und größte Entertainer Deutschlands", so Winterscheidt.

Der viel umjubelten TV-Ikone blieb dann nur noch mit Galgenhumor zu antworten. "Ich hab den Fernsehpreis erst bekommen, als er nicht mehr im Fernsehen übertragen wurde." Er habe die beste Zeit dieses Mediums erlebt, sagte Gottschalk fast etwas wehmütig - mit Blick auf die digitalen Entwicklungen. Gottschalk jedenfalls schien sich auf der Bühne wohl zu fühlen: "Ich gehöre in die Reihe, die hier ausgezeichnet werden."

Zurück nach Köln

Der Fernsehpreis wird seit 1999 von den Sendern WDR, ZDF, RTL und Sat.1 für die besten und außergewöhnlichsten Fernsehproduktionen des abgelaufenen Jahres verliehen. Die Preisverleihung wird seit einigen Jahren aber nicht mehr im Fernsehen übertragen, die Quoten waren zu niedrig.

Dass die Preisverleihung den Status einer US-Verleihung wie den "Emmys" bekommt, bleibt daher wohl weiter Wunschdenken. 2016 und 2017 wurden die Preise in Düsseldorf verliehen, nun ist die Veranstaltung nach Köln zurückgekehrt. Was nächstes Jahr folgt, weiß niemand.

(brö)
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