Uschi Glas "Dialoge waren früher ausgefeilter"
Hamburg/Berlin · Heute ist sie im neuen Pilcher-Film zu sehen und erklärt, wie sich die Dreharbeiten verändert haben.
Schauspielerin Uschi Glas (71) ist nach längerer Pause wieder im Fernsehen zu sehen: im ZDF-Film "Rosamunde Pilcher: Vollkommen unerwartet". Im Interview spricht sie über ihre Rolle in diesem Film, was sie in der heutigen TV-Landschaft vermisst und warum ihr Herz so sehr an ihrem Verein "brotZeit" hängt.
Sie spielen Margret Miller in "Vollkommen unerwartet" - was ist das für eine Frau?
Uschi Glas Margret ist eine jung gebliebene, wache, selbstständige Frau, die vom Leben noch etwas erwartet und sich in keiner Weise abgestellt oder alt fühlt. Sie sieht das Leben realistisch und hat dabei ihre eigenen Vorstellungen.
Wie ist Ihr Eindruck von der heutigen TV-Landschaft?
Glas Früher waren die Geschichten liebevoller erzählt, die Dialoge waren ausgefeilter, das fehlt mir heute schon. Aber ich weiß auch, dass die Produktionen unter einem großen Druck stehen, früher hatten wir viel mehr Zeit zum Drehen.
Was vermissen Sie bei den heutigen TV-Filmen am meisten?
Glas Eine klare Story, ohne zu viele Nebenschauplätze. Es reden einfach zu viele Menschen mit hinein, die Autoren werden öfters ausgewechselt als früher. Ich vermisse ganz klar die Wertschätzung der Drehbuchautoren.
Das klingt schon ein wenig nach "Früher war doch alles besser".
Glas Ich will jetzt nicht zu viel jammern. Aber ich habe früher als Co-Autorin mitgearbeitet bei den Sat.1-Serien "Anna Maria" oder "Sylvia - Eine Klasse für sich". Da hat man ziemlich schnell gesagt: Das ist gut, so machen wir das jetzt. Insgesamt habe ich aber wirklich viele tolle Sachen machen können. Von dieser Vergangenheit kann ich insofern tatsächlich nur sehr schwärmen.
Werden die TV-Angebote mit zunehmendem Alter weniger?
Glas Das kann schon sein, dass es ein bisschen weniger ist als früher. Aber das bekomme ich ehrlich gesagt gar nicht so richtig mit, weil ich meine sozialen Projekte habe.
Sie nehmen sich viel Zeit für Ihr soziales Engagement.
Glas Seit vielen Jahren bin ich Schirmherrin der Deutschen Stiftung Patientenschutz; sie ist bundesweit die einzige unabhängige Patientenschutzorganisation, die sich für kranke, pflegebedürftige und sterbende Menschen einsetzt.
Und dann setzen Sie sich ja auch ganz besonders für Kinder ein.
Glas Oh ja, da hängt mein Herz inzwischen richtig dran. Das gilt insbesondere für den Verein brotZeit, den ich vor sechs Jahren mit meinem Mann und Freunden gegründet habe. In bundesweit sieben Förderregionen geben wir an 155 Schulen Brot und Zeit - unsere Senioren bereiten das Frühstücksbuffet der Schule vor. Sie sind für die Kinder Familienersatz, die ihnen Wärme und Geborgenheit vermitteln.
"Rosamunde Pilcher: Vollkommen unerwartet", ZDF, So., 20.15 Uhr