Sachsen-"Tatort" Die "Drei Könige" von Dresden

Dresden · Der zweite Fall des neuen "Tatort"-Teams aus Sachsen spielt im Obdachlosenmilieu. Das erste weibliche Ermittler-Duo überzeugt.

Bilder aus dem "Tatort - Der König der Gosse"
21 Bilder

Bilder aus dem "Tatort - Der König der Gosse"

21 Bilder
Foto: MDR/Gordon Mühle

Es ist schon schwer, ein guter Mensch zu sein. Als Kommissarin Henni Sieland (Alwara Höfels) die drei Obdachlosen Platte, Eumel und Hansi mit nach Hause bringt, ist ihr Freund Ole (Franz Hartwig) alles andere als begeistert. "Wer ist denn mit dem ,Refugees welcome'-T-Shirt angekommen?", fragt sie. "Das war ein T-Shirt, und das sind drei Penner in Echt", antwortet er entsetzt, als die drei sich über Wein und Lachs hermachen. Außerdem habe er nichts getragen, das Einheimische willkommen heißen würde.

Der zweite Dresden-"Tatort" "Der König der Gosse" spielt im Obdachlosenmilieu und fördert unangenehme Wahrheiten zu Tage. Zum Beispiel: Was sieht die Gesellschaft in Menschen, die am Rande oder außerhalb von ihr stehen? Nicht viel, wie der Film zeigt. Als der Sozialunternehmer Hans-Martin Taubert von einer Brücke stürzt, sind die drei Obdachlosen die einzigen Zeugen. Viel Bedeutung wird ihren Aussagen nicht beigemessen - sie seien eh betrunken gewesen. Deshalb wird der Bruder des Ermordeten, Hajo Taubert (Urs Jucker), verdächtigt, der sich von ihm 50.000 Euro geliehen haben soll.

Das erste weibliche Ermittler-Duo hat im Privaten weiter zu kämpfen. Die alleinerziehende Karin Gorniak (Karin Hanczewski) bekommt wieder großen Ärger mit ihrem Sohn, Henni Sieland mit ihrem Partner.

Zum Glück spiegelt Drehbuchautor Ralf Husmann ("Stromberg") den Konflikt zwischen den beiden Frauen und Kripo-Chef Peter Michael Schnabel (Martin Brambach), der noch mit sich hadert, ob er die Emanzipation als Errungenschaft ansehen soll. Doch wird es auch böse und amüsant, wenn die beiden Frauen in schönster Chauvi-Manier über die neue Kollegin Wiebke Lohkamp (Jule Böwe) aus dem Betrugsdezernat lästern, der sie eine Affäre mit dem Chef unterstellen.

Schnabel wiederum sorgt sich um den Kaffeegenuss und hat der Truppe einen Milchaufschäumer spendiert - ausgerechnet. Husmann spielt mit Geschlechterklischees und weist neue Rollenbilder zu. Der "Tatort" glänzt mit unterhaltsamen Dialogen, Regisseur Dror Zahavi inszeniert spannende Perspektivwechsel, etwa bei unterschiedlichen Zeugenaussagen. Der Dresden-"Tatort" ist einer der guten.

"Tatort - Der König der Gosse"; Das Erste, So., 20.15 Uhr

(mso)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort