Berlin Im Gruselkabinett

Berlin · Der ZDF-Film "Die Frau aus dem Moor" schlägt einen Spannungsbogen über anderthalb Jahrhunderte.

 Entfremdende Ehe: Nelli Staudacher (Marlene Morreis, li) und ihr Mann Matthias Staudacher (Florian Stetter).

Entfremdende Ehe: Nelli Staudacher (Marlene Morreis, li) und ihr Mann Matthias Staudacher (Florian Stetter).

Foto: ZDF

Der junge Architekt Matthias Staudacher (Florian Stetter) badet arglos in einem bayerischen See und stößt unvermutet auf eine Moorleiche. Sie ist offenbar beim letzten starken Regen in den See gespült worden. Bei der Toten handelt es sich um Anna Wimmer (Rosalie Thomass). Sie ist allerdings schon 1860 mit einer Axt erschlagen worden. So mysteriös beginnt der Film "Die Frau aus dem Moor".

Gemeinsam mit dem Journalisten Karl Bauer (Thomas Schmauser) macht sich Matthias daran, den Fall zurückzuverfolgen. Dabei hat Matthias genug eigene Sorgen: Seine Frau Nelly (Marlene Morreis) trauert noch immer um ihr Kind, das vor vier Jahren gestorben ist - die Eheleute entfremden sich voneinander erst recht, als Matthias mit der Jugendbetreuerin Sarah (Anja Antonowicz) anbandelt. Außerdem verkracht er sich mit seinem Schwiegervater, dem Altbürgermeister Alois Thanner (Wolfgang Hübsch).

Spannend an dieser Geschichte ist aber die Verknüpfung der Zeitebenen von 1860 und heute, was der Drehbuchautorin Ariela Bogenberger ("Marias letzte Reise") vortrefflich gelungen ist - aufbauend auf der Buchvorlage von Roland Voggenauer. Mühelos wechselt der Film zwischen dem Leben der Anna Wimmer, ihrem Geliebten Andreas Thanner (Golo Euler), dem unehelichen Kind und den heutigen Protagonisten hin und her - wobei das Thema Ehebruch die Klammer darstellt. Nur dass ein Seitensprung vor 150 Jahren einem Verbrechen gleichkam.

Regisseur Christoph Stark erzählt intelligent und leise ein psychologisches Familiendrama mit bayerischem Lokalkolorit. Seine Schauspieler sind hervorragend, allen voran Thomas Schmauser als Provinzreporter, der aus diesem "Drama im Voralpenland" gleich eine ganze Zeitungsserie machen will. Rosalie Thomass setzt kleine Akzente als lebensfrohe und belesene Frau aus vergangener Zeit, deren großer Traum es war, auszuwandern.

Am Ende steht ein Geständnis - damals wie heute. Doch während seinerzeit alle Beteiligten (außer dem Kind) zu Tode kamen, so dürfen die heutigen Helden des Films weiterleben im "Gruselkabinett der Ängste", wie es dort treffend heißt.

"Die Frau aus dem Moor", ZDF 20.15 Uhr

(dpa)
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