TV-Kritik zu "Die Höhle der Löwen" Fremdscham mit einem Tässchen Kaffee runterspülen

Düsseldorf · In der "Höhle der Löwen" präsentieren auch in der zweiten Staffel jede Woche Gründer ihre neuen Geschäftsideen, um die fünf Jury-Mitglieder als Investoren zu gewinnen. Doch so langsam wiederholen sich nicht nur Phrasen und Abläufe der Pitchs, sondern es wird auch immer weniger investiert. Kommt da noch was?

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Foto: VOX/Bernd-Michael Maurer

Wie in jedem guten Zirkus, eröffnet der Clown die Show. Kurz vor dem Staffelfinale in "Die Höhle der Löwen" darf Marvin Kruse die Liebhaber des Banal-Fernsehens warm machen. Und das macht er ziemlich gut. Mehr leider auch nicht. Denn Marvin hat nicht nur eine "komplett andere Verkaufsstrategie" gewählt, die Tourismusunternehmer und Investor Vural Öger später als "komplett lächerlich" bezeichnen wird, Marvin Kruse überrascht auch anderweitig mit seiner Selbstdarstellung.

"Ich habe mega Bock, was Neues zu kreieren"

In gewohnt lässiger Manier, wie sie momentan so angesagt ist, betritt er die Manege. Und so lässig wie sein Haarknoten ist auch er gewickelt. "Ich habe mega Bock, was Neues zu kreieren", sagt er, und überhaupt, auf das TV-Format sei er nun "richtig geil". Leider geht er bestenfalls mit einem Angebot von RTL aus der Show. Als "Bachelorette"-Kandidaten kann man sich ihn nämlich sehr gut vorstellen. Als "Geschäftsmann" eher nicht, findet auch Vural Öger.

Denn Marvin kam auf die geniale Idee, Hundekekse für umme zu verkaufen. Verdienen wolle er lediglich am Versand. Dass dieser Plan für die Löwen "keinen Investment Case" darstellte, ist schnell erzählt. Viel entscheidender jedoch: Marvin ist eigentlich Schlagersänger, wie Lencke Steiner spitzfindig erfragte: "Jetzt muss ich mal fragen, wie ist denn eigentlich Ihre Vita?". Das hat sie treu aufgesagt. Und wer Erfahrung mit Nicht-Ganz-Real-Formaten hat, ahnt, was kommen muss: Marvin singt. Deutscher Schlager, vermutlich selbst geschrieben. Soweit die Diagnose.

Fremdscham runterspülen

Zum Glück kann man die Fremdscham mit einem Tässchen Kaffee runterspülen. Beata und Chris Bahr aus Hamburg haben "Coffee Bags" erfunden, einen Kaffeebeutel also, ganz so wie ein Teebeutel. Damit lässt sich Kaffee leicht und frisch aufbrühen. Schade nur, dass Frank Thelen mehr so der Latte-Macchiato-Typ ist. (Dabei setzt man in der Start-Up Szene doch inzwischen wieder auf Filter, Herr Thelen?). Thelen ist aus der Nummer trotzdem "leider raus", eine der vielen Floskeln, wie man sie aus der "Höhle der Löwen" inzwischen kennt.

Teleshopping-Queen Judith Williams hingegen, ganz in ihrem Element, serviert den potentiellen Investoren, mal eben — "flotti Karotti" — ein Tässchen frisch gebrühtes Schwarzgetränk. Und dann passiert das Unglaubliche. Ein seltener Moment bei "Die Höhle der Löwen": Vural Öger schmeckt der Kaffee so gut, und die Erfinder seien beide "auch wirklich in Ordnung", dass der Tourismusunternehmer in "Coffee Bags" investiert. Na, bravo!

Der Zirkus muss weitergehen

Doch nach der entspannten Kaffeepause muss der Zirkus leider weiter gehen. Marcus Handvest war von der Mode seiner Liebsten so wenig angetan, dass er der Meinung war, selbst ein Affe könne das besser. Gedacht, getan. Yvonne und Marcus verkaufen inzwischen T-Shirts mit affiger Kunst. "Da werde ich glatt zum Affen", scherzt da selbst Lencke Steiner. "Und Affen können wirklich auf Leinwand malen?", fragt auch Frank Thelen und laust sich innerlich verdutzt am Kopf. Ja, können sie — "wow", resümiert der IT-Experte anerkennend, der wenige Minuten vorher leise bemerkte, innerhalb kurzer Zeit ein Tonerkennungsprogramm entwickeln so können.

Doch affig hin oder her, Erlebnisanbieter Jochen Schweizer lobt noch brav das "Sendebewusstsein" der beiden Tierliebhaber, ein Investment, man ahnt es, sehen die Löwen hierin nicht. Und dann sind auch noch die Erfinder selbst desillusioniert: "Wenn es nicht gelingt ein kommerzielles Produkt zu schaffen, hat dieses Hobby auch keine Daseinsberechtigung", findet Markus Handvest später.

Etwas, "was wirklich nützlich ist"

Zum Schluss dürfen noch eine Mutti und ein wahrer Erfinder ihre Produkte präsentieren. Doch zum Abschluss kommt es nur in einem Fall. Klaus-Peter Beer ist Tüftler und hat etwas entwickelt, "was wirklich nützlich ist", wie die Löwen zugeben. Doch so richtig sexy ist seine Strumpfanziehilfe dann doch nicht. Keiner der Löwen mag sich so recht damit "identifizieren" und als "strategische Partner" sehen sie sich hier auch nicht. Vural Öger erbarmt sich, doch dann lehnt der Erfinder auch noch selbst ab.

Dann doch lieber ein nettes Fotobuch für Kinder, findet Lencke Steiner und investiert in "Kleine Prints" aus Hamburg. Ein individuell gestaltbares Fotobuch für Kleinkinder. Tante Lencke möchte damit bald schon punkten, sagt sie, und Grafikdesignerin und Erfinderin Eva Malwaska mit Tochter Lotta freut sich: "Jetzt geht's richtig ab."

(RP)
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