TV-Show "Die Höhle der Löwen" Warum diese Deals hinter den Kulissen noch geplatzt sind

Düsseldorf · In der Sendung "Die Höhle des Löwen" dürfen Gründer den Investoren ihre Idee vorstellen. Gefällt diese, können Jochen Schweizer, Vural Öger, Judith Williams, Frank Thelen oder Lencke Steiner in das Geschäft einsteigen und gegen eine gewisse Geldsumme Anteile bekommen. In der Vox-Show kommen solche "Deals" auch oft zustande – doch kurz danach platzen sie immer wieder.

 Mit Coffee Bags bewarben sich Beata und Chris Bahr in der Show.

Mit Coffee Bags bewarben sich Beata und Chris Bahr in der Show.

Foto: VOX

In der Sendung "Die Höhle des Löwen" dürfen Gründer den Investoren ihre Idee vorstellen. Gefällt diese, können Jochen Schweizer, Vural Öger, Judith Williams, Frank Thelen oder Lencke Steiner in das Geschäft einsteigen und gegen eine gewisse Geldsumme Anteile bekommen. In der Vox-Show kommen solche "Deals" auch oft zustande — doch kurz danach platzen sie immer wieder.

Der jüngste Fall: In der Sendung vom 20. Oktober stellten Beata und Chris Bahr ihre Idee vor: Coffee Bags — mit denen man überall frischen Kaffee aufbrühen kann. Investor Vural Öger war begeistert. Und stieg mit ein: 150.000 Euro für 33 Prozent der Anteile. Doch der Deal platzte — hinter den Kulissen.

"Es ist für mich nicht möglich, als Investor einzusteigen, wenn die Gründer und Geschäftsführer nicht Gesellschafter sind, sondern die Mutter", sagte Vural Öger unserer Redaktion. Die Kommunikation wäre für Öger deshalb schwierig.

Doch offenbar ist auch die Kommunikation mit den Kandidaten schwierig. Denn Beata und Chris Bahr sind sich sicher, dass es andere Gründe haben muss. "Meine Mutter ist Gesellschafterin der Firma, was wir im Gespräch mit den Löwen, als es um die Firmenanteile ging, erzählt hatten. Herr Öger fragte daraufhin, ob wir Gesellschafter werden möchten, was wir bejahten", sagt Beata Bahr. Für sie scheiterte die Kooperation eher am Markennamen der Firma "Life is you!", den hätte Öger nämlich nicht so gut gefunden. "Er wollte lieber einen Namen haben, der etwas mit unserem Kaffee zu tun hat. Uns gefällt der Name."

Und genau hier läge bei vielen fehlgeschlagenen Verhandlungen das Problem. Denn die Kandidaten möchten zwar mit dem Kapital der Investoren unterstützt werden, seien dann aber laut Öger nicht bereit, ein Mitspracherecht einzuräumen. "Die Deals scheitern dann an den Vertragsverhandlungen", sagt Öger.

Die sogenannte "Due Diligence", sorgfältige Risikoprüfung, werde erst hinter den Kulissen der Sendung geführt. "Vor der Kamera sagen wir den Gründern aus echter Überzeugung zu", sagt Öger. Die Unstimmigkeiten würden meist erst danach auftauchen. Es habe schon Fälle gegeben, in denen später Streitigkeiten mit alten Investoren ans Licht kamen. "Auch dies machte eine Investition leider unmöglich."

Aber auch wenn kein Vertrag zustande kommt, profitieren die Gründer von der Sendung. So auch das Wiener Hardware-Startup Locca, das Ortungs- und Kommunikationsgeräte entwickelt. Die Veantwortlichen waren 2014 schon in "Die Höhle der Löwen" dabei und konnten einen Deal mit Frank Thelen, Jochen Schweizer und Vural Öger abschließen. Der kam aber nie zustande.

Für Gründer Julian Breitenecker war es trotzdem richtig an der Sendung teilzunehmen, denn danach meldeten sich zahlreiche Investoren bei dem jungen Unternehmen. So hätten sie kurzfristig und zu doppelt so guten Konditionen mit einem anderen Finanzinvestor abschließen können. "Wir würden anderen Unternehmen empfehlen an der Show teilzunehmen, nicht unbedingt, um ein Investment zu erhalten — die Vertragskonditionen mit den Löwen sind sehr hart — sondern rein aus Gründen des Marketing- und PR-Effekts", sagt Breitenecker.

Das würden viele Jungunternehmer leider auch tun, bedauert Vural Öger. An einen Fall kann er sich in seiner Juror-Laufbahn noch gut erinnern: "Es kam einmal jemand der wollte Kautabletten als Zahnpasta-Ersatz verkaufen. Dafür wollte er eine viel zu hohe Summe haben. Das war lächerlich. Ich hatte den Verdacht, dass er nur sein Produkt vorstellen wollte", sagt Öger.

Selbst wenn die Verhandlungen scheitern, muss das nicht heißen, dass die Investoren nicht doch noch einmal mit sich reden lassen. Das zeigt der Fall von koawach. Das Unternehmen stellte seine wach machende Trinkschokolade vor. Jochen Schweizer wollte in der Sendung (Ausstrahlung: 13. Oktober 2015) einsteigen, doch auch hier platzte das Geschäft aufgrund von Gesellschafter-Strukturen, wie koawach berichtet. Doch sie seien wieder mit Jochen Schweizer im Gespräch, sagt Gründer Daniel Duarte. Er habe viel durch die Sendung gelernt. Vor allem könne man die eigene Idee auf den Prüfstand stellen. Die Fragen der Investoren seien häufig berechtigt. "Wir haben dadurch auch gemerkt, wo wir uns noch verbessern können", sagt Duarte. Außerdem sei es eine Chance, die sich im echten Leben nicht so schnell bieten würde.

Auch Beata Bahr und ihr Mann finden die Sendung trotz des geplatzten Deals mit Vural Öger "wunderbar". Sie hätten durch die Sendung gute Werbung bekommen. "Wir haben einen Riesen-Ansturm bei Amazon und auf unserer Internetseite", erklärt Bahr.

Für Breitenecker ist es kein Wunder, dass die späteren Verhandlungen immer wieder scheitern. "Die Löwen haben wenig Vorbereitungszeit, wenig Basisinformationen und müssen in wenigen Minuten eine Investmententscheidung treffen. Das ist schwierig", sagt der Unternehmer. Für ihn sollte der Privat-Sender ein Mindestmaß an Rahmenbedingungen vorgeben, etwa wie eine Due Diligence abzulaufen hat, welche Vertragsklauseln zulässig sind und welche das Startup zu sehr knebeln.

Die Höhle der Löwen: Bilder der Unternehmen und der Jury
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"Die Höhle der Löwen": Bilder der zweiten Staffel

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Foto: VOX/Frank W. Hempel

Zu den Gründen für das Scheitern einiger Vereinbarungen sagte eine Sprecherin von Vox auf Anfrage unserer Redaktion nur wenig. "Es handelt sich um Geschäftsbeziehungen zwischen den Investoren und den Gründern. Wir stellen mit "Die Höhle der Löwen" lediglich die Plattform zur Verfügung, auf der sich Investoren und Gründer treffen und verhandeln", heißt es vom Sender.

Trotz geplatzter Deals soll die Sendung den jungen Unternehmen Mut machen. "Sie zeigt, dass sie etwas schaffen können. Vielen Gründern gibt das immer wieder einen Anreiz. Ich glaube, wir haben die Start-Up-Szene der letzten Zeit auch mitgeprägt", meint Öger.

Und eins darf bei dem Format nicht vergessen werden: Vox will mit der Sendung unterhalten. Denn das sei der Auftrag einer Fernsehsendung — so bejaht eine Sprecherin zumindest die Frage, ob denn auch manche skurrile Ideen dabei sein müssten. Da erscheint es nicht verwunderlich, dass sich Schweizer, Öger, Williams, Thelen und Steiner bei dem ein oder anderen Modell doch gegen ein Investment entscheiden.

(lko/spol)
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