Berlin Eine Mutter kämpft für ihr Kind

Berlin · Im spannenden Krimidrama "Die Mutter des Mörders" brillieren Natalia Wörner und Lucas Reiber.

Wenn es einmal darum gehen sollte, sein eigenes Kind zu verteidigen, ist Eltern jedes Mittel recht. Dies gilt insbesondere dann, wenn dieses Kind behindert ist - und wenn es dann obendrein um einen furchtbaren Verdacht geht, nämlich den des Mordes.

Maria (Natalia Wörner) arbeitet als Verkäuferin in einem Drogeriemarkt, wohnt in einem Häuschen in einer ziemlich vornehmen Wohngegend und zieht ihren Sohn Matis (Lucas Reiber) alleine groß. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, da sein Gehirn bei der Geburt vor 20 Jahren zu wenig Sauerstoff bekam und er seitdem geistig behindert ist. Seinen Vater hält er aufgrund der Schilderungen seiner Mutter für tot. In Wahrheit hat Maria ihn davongejagt, als er sie vergewaltigen wollte. Wie auch immer: Mutter und Sohn lieben sich über alles.

Matis wird jeden Tag vom Busfahrer David Bacher (sehr schmierig: Axel Prahl) zur Sonderschule gefahren, und alle beide finden Matis' arrogante Nachbarstochter Lea (Jeanne Goursaud) ausgesprochen hübsch: "Ich will Lea heiraten", sagt Matis. Daraus wird jedoch nichts, denn eines Tages liegt das Mädchen erschlagen neben dem Pool ihres Elternhauses. Matis gerät sofort unter Verdacht, wird festgenommen und eingesperrt. Kommissar Simon (Ernst Stötzner) hält den völlig verzweifelten Jungen für den Täter, woran der Psychologe Benjamin (Sylvester Groth) hingegen starke Zweifel hat. Die ebenfalls völlig verzweifelte Maria beginnt eigene Ermittlungen und stößt dabei auf Leas Schwimmtrainer, der wie sein Sohn ein Verhältnis mit ihr gehabt hat.

Die beiden Hauptdarsteller spielen beide grandios. Lucas Reiber (21, "Sprung ins Leben", "Fack yu Göhte 2") hat sich durch ein intensives Coaching offenbar alle Feinheiten der Rolle erarbeiten können, bis hin zum Stottern und genauem Zahlengedächtnis. Er spielt den behinderten Jungen, der zudem in einer heftigen Pubertät steckt und vom Busfahrer mit Pornoheften versorgt wird, mit gut ausbalancierten Nuancen - einen Mord möchte man diesem lieben Jungen nun wirklich nicht zutrauen. Aber auch Natalia Wörner (48) weiß in ihrer Rolle als überfürsorgliche und überforderte Mutter zu überzeugen.

Der Täter soll hier nicht verraten werden, doch ist der Filmtitel ziemlich irreführend. Der Film von Regisseur Carlo Rola hat in der ersten Hälfte einige herzzerreißende Momente und wird in der zweiten Hälfte richtig spannend, als andere Verdächtige ins Spiel kommen. An manchen Stellen wirkt die Geschichte unplausibel, und das etwas unglaubwürdige Ende ist überraschend wie ungewöhnlich. Es geht um Schuld und Schuldfähigkeit, Recht und Gerechtigkeit, Vorurteile und Versagen. Niemand ist berechenbar und kommt hier seelisch ungeschoren davon.

"Die Mutter des Mörders", ZDF, 20.15 Uhr

(dpa)
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