Mainz Die Reformation war Teamwork

Mainz · Im historischen Drama "Zwischen Himmel und Hölle" ist Martin Luther nur eine von vielen Figuren.

Dunkle Nacht und gleißendes Feuer. Oktober 1517. Langsam nähert sich ein Ruderboot dem Kloster Maria Heimsuchung. Im Klosterhof zieht Hartmann (Armin Rohde), der Handlanger des Erzbischofs Albrecht von Brandenburg (Joachim Król), gerade seine religiöse Theatershow ab. Hartmann, glühender Fanatiker der Kurie, predigt den Handel mit dem zürnenden Gott: "So wie das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt."

Von Martin Luther (Maximilian Brückner) sieht man in diesem ZDF-Spielfilm zum 500. Reformationsjubiläum zunächst nichts. Das ist Programm. "Zwischen Himmel und Hölle" zeigt die evangelische Bewegung als Werk mehrerer Leitfiguren, Männer wie Frauen. Absicht des zweieinhalbstündigen Films ist auch, den zahlreichen Mitstreitern der Reformation späte Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Luther ist hier nur eine von mehreren Leitfiguren der evangelischen Bewegung.

Die Popularität, so inszenieren es Regisseur Uwe Janson und Kameramann Michael Wiesweg, war Ergebnis von Teamwork und eingebettet in die Zeitströmung. Ohne Müntzer, Bodenstein, Ottilie von Gersen, Katharina von Bora, ohne Luthers Landesherrn Kurfürst Friedrich den Weisen und seinen politischen Stimmungsmacher Georg Spalatin, vor allem aber ohne den Drucker der Flugschriften und gewieften Medienmanager Cranach d. Ä. wäre die Reformation kein Hit für die Massen geworden.

Die Mentalität, so zeigt es das Szenenbild von Ettore Guerrieri, war reif für Luthers Gott. Luthers Aufstieg beginnt als politisches Ränkespiel: Der Film zeigt ihn als Theologieprofessor mit neuen Ansichten. An der Universität spielt er mit Kollegen kumpelhaft Ball, trinkt und doziert. Es sind Kurfürst Friedrich (Rüdiger Vogler) und Spalatin (Fabian Hinrichs), die einen Weg suchen, den Geldfluss aus ihrem Land Sachsen nach Rom zu unterbinden - und dabei auf Luther kommen. Selbst die 95 Thesen entstehen in diesem Film als Werk eines Brainstormings in der Druckwerkstatt Cranachs (Christoph Maria Herbst).

"Zwischen Himmel und Hölle", ZDF, 20.15 Uhr

(dpa)
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